Autor | Ethan Hawke |
Titel | Aschermittwoch |
Verlag | Ullstein |
Erscheinungsjahr | 2002 |
Bewertung | ***1/2 |
Wenn Schauspieler plötzlich Bücher schreiben, reagiert man naturgemäß skeptisch. „Warum lassen die das nicht jemanden machen, der sich damit auskennt?“, ist eine der berechtigten Fragen, die sich schnell stellen. Zu befürchten sind literarischer Pfusch und unerträgliche Selbstdarstellung. „Aschermittwoch“ ist jedoch keines von beiden.
Ethan Hawke (34), als Troy in „Reality Bites“ noch gut im Gedächtnis, auch gelobt für seine Rollen in „Gattaca“ und „Hamlet“, ließ bereits mit seinem Roman-Debüt „Hin und weg“ mehr als aufhorchen. Dass er (auch) etwas von diesem Handwerk versteht, daran bleibt kein Zweifel. Nach der Lektüre von „Aschermittwoch“ kommt es einem gar nicht mehr so seltsam vor, dass Schauspieler plötzlich Bücher schreiben. Im Gegenteil: Es wirkt wie eine ganz natürliche Fortsetzung ihres eigentlichen Metiers. So wie ein Schneider, der plötzlich eigene Klamotten entwirft. Oder ein Sänger, der zu komponieren anfängt.
Ethan Hawkes Held Jimmy ergeht sich gerne im Basketball-Jargon, wenn er auf der Suche nach den richtigen Worten ist. Oft findet er dabei sogar passende Bilder, die beim Gegenüber aber als sehr unpassend ankommen – etwa, wenn er seiner Freundin Christy einen Heiratsantrag macht. Gerade diese Szene ist ein gutes Beispiel für Hawkes beeindruckende Fähigkeit, Figuren zu erschaffen, die gerade deshalb so echt sind, weil sie ihr Innerstes ausloten wollen, dabei aber manchmal nicht allzu weit kommen.
Jimmy profitiert dabei von einem faszinierenden Effekt: Wer Ethan Hawke als den verschlafenen Schönling Jesse in „Before Sunrise“ gesehen hat, wird sich noch schneller mit dieser Figur identifizieren können. Auf der anderen Seite ist Christy, die ebenfalls als Erzähler auftritt, von Zweifeln erfüllt.
Das Streben und Scheitern des Paares zu zeigen, macht dieses Buch ehrlich und lebendig und gibt Hawkes literarischen Roadmovie eine enorme emotionale Spannung.
Beste Stelle: „Echte Begeisterung für andere Menschen konnte ich nur aus der Ferne aufbringen. Es fiel mir leicht, sie zu mögen, solange sie mir nicht zu nahe kamen – dies galt besonders für meinen Vater. Durch die räumliche Trennung hatte ich gelernt, ihn zu lieben, aber ich wusste nicht, wie ich mich mit ihm verständigen sollte, wenn er vor mir stand. Es erschien mir zu gefährlich. Nur wenn ich allein war, ging mein Atem regelmäßig. In gewisser Weise war ich gegen mein eigenes Leben allergisch.“
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