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Olaf Schubert – „Meine Kämpfe Live“

Olaf Schubert Meine Kämpfe Live Review Kritik
Mit „Meine Kämpfe Live“ gibt es zum dritten Mal ein Bühnenprogramm von Olaf Schubert als Konserve.

Wenn ein Mensch aus Dresden seine neuste Veröffentlichung Meine Kämpfe nennt und auf dem Cover auch noch kämpferisch die rechte Faust in die Luft reckt, würde man heutzutage natürlich schnell hellhörig. Steckt Pegida dahinter? Sind Wutbürger am Werk? Wieder ein Fehltritt aus Dunkeldeutschland? Vor sieben Jahren, als Olaf Schubert mit diesem Titel seine dritte Live-DVD vorlegte, gab es diese Debatten erfreulicherweise noch nicht. Selbst die AfD war damals noch nicht gegründet.

Genug Probleme, an denen er sich abarbeiten kann, findet der Mann im Pullunder aber dennoch. Es geht in diesem Mitschnitt seines Liveprogramms um seinen persönlichen Haarwuchs im Speziellen und Ästhetik im Allgemeinen (für kosmetische  Chirurgie findet er dabei die schöne Bezeichnung der „Änderungsfleischerei“), es geht um Erfolg bei den Frauen und was dabei zuträglich beziehungsweise schädlich ist, es gibt auch – selbstverständlich ebenso ungefragte wie unpraktikable – Orientierungshilfen für Außerirdische und Lösungsvorschläge für den Klimawandel.

Die Show kündigt Olaf Schubert eingangs als „Konzert“ an, das ist allerdings zum größten Teil bloß Etikettenschwindel. Denn das Gros des Programms besteht aus seinen Stand-Up-Passagen, dazwischen gibt es immerhin sechs Lieder, die insgesamt 22 der rund 100 Minuten Spielzeit füllen und jeweils mit zwei Mitstreitern aufgeführt werden. Das Highlight dabei ist der Jugend Rap, der „Bundes-Olaf und Zentral-Schubert“ unterstreicht damit zudem, dass der Weg zwischen Musiker und Komiker hierzulande oft ein sehr kurzer sein kann, wie etwa Otto Waalkes oder Helge Schneider schon gezeigt haben.

Rap war bei den musikalischen Gehversuchen des Sachsen zwar nie sein bevorzugtes Metier und wird sicher auch nicht mehr sein Spezialgebiet werden, dennoch wird gerade in seinem Ausflug in den Sprechgesang deutlich, wo seine Stärke liegt: Allenfalls bei Oliver Kalkofe bekommt man im deutschen Humorbetrieb noch ähnlich ausgefeilte Sprachspiele geboten. Dass Olaf Schubert dabei als „grammatikalische Blutgrätsche“ (Selbstbezeichnung) agiert, führt zum Schlüssel für das Funktionieren seines Humors: Die dünnen Ärmchen, das schüttere Haar, der sächsische Dialekt und natürlich auch der seit 40 Jahren nicht mehr moderne Pullunder sind Signale des Understatements, die sein Gegenüber in die Falle locken. Man soll ihn unterschätzen und nicht für voll nehmen. Man soll meinen, er sei verwirrt und harmlos, wenn er scheinbar zusammenhanglos von einem Gedanken zum nächsten und von privaten Banalitäten zur weltpolitischen Aktualität mäandert – um dann umso heftiger von seinem Witz getroffen zu werden.

Meine Kämpfe Live zeigt, wie gut das auch dann noch funktioniert, wenn man diese Methode längst kennt. Zudem wird deutlich, wie clever Olaf Schubert immer wieder auf die Metaebene wechselt, sich über das Funktionieren von Witz oder die Absurditäten unserer Sprache auslässt. Gerade das weniger ausgefeilte und deshalb weniger starke Bonusmaterial der DVD (die knapp 60 Minuten, unter anderem mit einigen Einsätzen als Außenreporter im Dienste der heute Show, dürften für Fans natürlich dennoch ein willkommenes Extra sein) zeigt, wie viel Präzision in den Pointen des vermeintlichen Dilettanten steckt.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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