Künstler*in | Outmatch | |
Album | Weightless | |
Label | Centaurus | |
Erscheinungsjahr | 2008 | |
Bewertung |
Martin Acosta (Gesang), Mike Kovacs (Bass), Kyle Lazenka (Schlagzeug) und Jay Formosa (Gitarre) haben eine gute Begründung dafür, warum sie ihre Band Outmatch genannt haben. „Wir haben ziemlich genaue Vorstellungen, wie wir klingen wollen, und einen extrem hohen Anspruch an uns selbst. Wir sind nicht leicht zufrieden zu stellen und versuchen immer, uns gegenseitig zu übertreffen“, sagt Frontmann Acosta. Auch den Titel des Debütalbums Weightless können die Kanadier sehr plausibel herleiten. „Musik ist pure Emotion und immer ein Stück eigene Geschichte – vom Songwriter, der Band und dem Zuhörer“, sagt Acosta. „Jeder von uns kennt das doch: Du hörst einen Song, einen Text, eine Melodie und sofort erinnerst du dich an eine bestimmte Situation in deinem Leben. Du kannst gar nichts dagegen machen. Du verlierst dich in der Musik. Und genau das wollten wir mit unserer Musik erreichen, deshalb haben wir unser Album auch Weightless genannt.“
Dieses Logische, Einleuchtende und Rationale ist ein wenig das Problem an der Musik des Quartetts: Alles klingt hier kontrolliert und kalkuliert. Alle Songs des Albums sind okay, aber in Summe ist dieser Sound so wenig ambitioniert, dass es ärgerlich wird. Das vom Klavier getragene It’s Ok ist ein typischer Moment. Statt wirklich großer Balladen-Gefühle gibt es viele Klischees im Text und viel Handwerk in der Musik – in Summe ist das dann eben tatsächlich okay, aber nicht mehr. Ordinary wird getragen von der Leidenschaft im Gesang, bleibt aber letztlich ebenfalls genau das, was der Titel besagt: gewöhnlich.
Dabei hätten Outmatch durchaus ein paar Dinge zu bieten, die interessant und unerwartet sind. Martin Acosta stammte aus Argentinien und wollte mal Fußballprofi werden, bis eine Verletzung diese Karriere durchkreuzte und er sich auf die Musik konzentrierte (als 13-Jähriger lernte er Schlagzeugspielen, wenig später kamen Gitarre und Gesang hinzu). Mike Kovacs kennt er schon aus der Highschool, aber die beiden spielten ursprünglich nicht zusammen, sondern in getrennten und sogar verfeindeten Bands. Die vielleicht erstaunlichste Tatsache an diesem 2008 veröffentlichten Album ist, dass die Kanadier ausgerechnet vom Produzententam Berman Brothers aus Deutschland betreut und bei Universal Music Germany unter Vertrag genommen wurden. „Wir hatten Glück, dass wir Produzenten und ein Label aus Deutschland kennen lernten, das unsere Visionen teilt. Zudem haben wir das Gefühl, dass gerade das deutsche Publikum unsere Musik versteht, und darüber sind wir sehr glücklich“, sagte Acosta zum Album-Release.
Diese Hoffnung leuchtet zumindest einigermaßen schnell ein, wenn man Weightless anhört. Denn die Platte, an der die Band zwei Jahre lang gearbeitet hat, enthält viel von dem, was man hierzulande (insbesondere im Radio) gerne als „ehrliche Rockmusik“ vermarktet. Vieles ist im Midtempo wie der Auftakt Let It Out (der unter anderem die Textzeile „Go let it out“ enthält, später zeigt auch der „Nanana“-Chor im Finale von Everything Goes Your Way, dass Outmatch auch schon einmal was von Oasis gehört haben), manchmal wird es etwas rockiger etwa im Stile von Incubus wie in Chasing The Sunrise oder es wird viel Eighties-Ästhetik etwa in der Nähe von Glass Tiger oder Bryan Adams heraufbeschworen wie in Buried Alive, das mit der Zeile „So weightless in the moment“ auch noch einmal die Idee hinter dem Albumtitel benennt.
Die Single Broken hat in der Strophe dank der guten Melodie und schönen Atmosphäre ihre Momente, wird durch das erzwungene Nickelback-Pathos im Refrain dann aber plump. Losing You und Don’t Let It Get You sind klassische Powerballaden und illustrieren unfreiwillig, wie wichtig beispielsweise bei Aerosmith die (von Outmatch leider nicht beherrschte) Schauspielkunst ist, dank der man ihnen die Gefühle abnimmt, die andere ihnen auf den Leib geschrieben oder zu großem Kino produziert haben.
Sorry Life zieht etwas das Tempo an und ladet somit in der Nähe der Gin Blossoms oder von einer desinfizierten Version von Silverchair, Just A Game hätten manche A&R-Manager vielleicht schon 20 Jahre zuvor als „gestrig“ abgelehnt, und zwar mit Recht. Bei Nothing Lasts Forever – Lied 9 von 14 – ist bereits der Punkt erreicht, wo die ziemlich eintönige Stimmlage von Acosta anfängt, anstrengend zu werden (es gibt noch eine Deluxe-Version mit vier Akustikversionen, wo dieser Effekt also erst recht eintreten dürfte). Das angenehme Searching ist der beste Song des Albums und hätte beispielsweise gut zu den Rembrandts gepasst, zum Abschluss der Platte soll der elektronische Beat von Save Myself wohl Modernität andeuten, der Song wird aber durch dieses Arrangement noch langweiliger.
So richtig gut hat das damals nicht funktioniert, nicht einmal in Deutschland. Das ist im Rückblick wenig verwunderlich, denn Outmatch klingen hier zwar extrem professionell, haben aber keinen erkennbaren Charakter und schon gar kein Alleinstellungsmerkmal. Nach allen verfügbaren Quellen blieb Weightless das einzige Werk des Quartetts. Acosta ist heute als Solokünstler, DJ und Produzent rund um Vancouver tätig.