Palm Springs Filmkritik

Palm Springs

Film Palm Springs

Palm Springs Filmkritik
Nyles (Andy Samberg) und Sarah (Cristin Milioti) sind in einer Zeitschleife gefangen.
Produktionsland USA
Jahr 2020
Spielzeit 90 Minuten
Regie Max Barbakow
Hauptdarsteller*innen Andy Samberg, Cristin Milioti, Meredith Hagner
Bewertung

Worum geht’s?

Nyles ist mit seiner Freundin Misty zu einer Hochzeit im sonnigen Palm Springs eingeladen. Während die versammelten Gäste die Feier genießen wollen, fällt er als Zyniker auf, der sich nichts vorschreiben lassen will, kein Blatt vor den Mund nimmt und auch noch mit Sarah anbandelt, der Schwester der Braut  und Trauzeugin. Bei einem gemeinsamen Spaziergang zu später Stunde erwischen sie erst Misty in flagranti, dann wird Nyles von einem völlig ausgeflippten Mann attackiert und von einem Pfeil getroffen, weshalb er in eine Höhle flieht. Obwohl er Sarah gewarnt hatte, ihm auf keinen Fall dorthin zu folgen, betritt sie ebenfalls die Höhle. Wie sich herausstellt, ist sie ein Portal am Beginn einer Zeitschleife. Nyles hat sie irgendwann betreten und erlebt seitdem immer wieder denselben Tag mit der Hochzeitsfeier in Palm Springs. Genau daher kommt auch sein Nihilismus: Er weiß, dass er sich alles erlauben kann, weil er tags darauf wieder in derselben Situation erwachen wird, als wäre nichts gewesen. Während er sich mit seinem Schicksal abgefunden hat und versucht, das Beste aus der Lage zu machen, ist Sarah vollkommen verzweifelt: „Ich will nicht, dass morgen heute ist. Ich will, dass morgen morgen ist.“ Sie sucht immer neue Wege, irgendwie aus der Zeitschleife zu entkommen und wiederholt dabei all die Versuche, mit denen Nyles auch schon gescheitert war. Palm Springs verlassen? Selbstmord begehen? Sich einen ganzen Tag lang wie ein wirklich guter Mensch benehmen? Noch einmal in die Höhle gehen? Nichts davon hilft, immer wieder landen sie am selben Ausgangspunkt und erleben den 9. November noch einmal neu, wenn auch mit immer mehr Wissen und Erfahrungen. Immerhin merken sie bald, dass sich die endlose Wiederholung der immergleichen 24 Stunden zu zweit deutlich besser ertragen lässt. Und schließlich hat Sarah doch noch eine Idee, wie sie vielleicht aus der Zeitschleife ausbrechen könnten.

Das sagt shitesite:

Die Idee, eine romantische Komödie mit Science Fiction anzureichern, ist ziemlich irre. Man wird auch nicht oft einen Film finden, in dem schrille Tanzeinlagen, grellbunte Kostüme und leibhaftige Dinosaurier (!) auf Bezüge zu Quantenphysik und Relativitätstheorie treffen. Palm Springs, das Spielfilm-Debüt von Regisseur Max Barbakow, wagt all das – und kommt wunderbar damit durch.

Das liegt in erster Linie daran, dass hier ein oft gehörter Tipp aus esoterischen Pseudo-Ratgebern wirklich in die Tat umgesetzt wird: Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter! Nyles tut genau das. Er lebt mit Gratisgetränken als Dauergast in einem Ferienresort, er braucht nie mehr etwas anderes zu tragen als ein Hawaiihemd und nie mehr ein anderes Grundnahrungsmittel als Dosenbier. Er kann Menschen enttäuschen und beleidigen, hintergehen und belauschen – am nächsten Tag wird alles wieder vergessen sein, weil es nicht der nächste Tag ist, sondern derselbe. Als Sarah ebenfalls in dieser Zeitschleife landet, genießt er diese Narrenfreiheit, die gerade begonnen hat, ihn zu langweilen, wieder voll und ganz. Barbakow und Drehbuchautor Andy Siara haben selbst viel Spaß dabei, die Möglichkeiten auszukosten, die sich dabei bieten, sie setzen auf sehr amüsante Dialoge mit viel schwarzem Humor und tolle Details.

Die Macher von Palm Springs platzieren in ihrem Film ein paar Referenzen auf Klassiker des Genres wie Und täglich grüßt das Murmeltier, aber diese Klischees werden auch gebrochen und der Kanon der bestens bekannten Stilmittel intelligent erweitert. Zwischendurch bauen sie sogar ein paar ernste Töne ein über die Schwierigkeit, den richtigen Pfad im Leben zu finden, wenn jede Entscheidung (anders als in der Zeitschleife) sehr wohl Konsequenzen hat. Etwas unverhofft profitiert ihre Komödie auch noch von der Lockdown-Monotonie, die natürlich wunderbar zum hier gewählten Sujet passt. Letztlich erweist sich der Film als Volltreffer dieses Genres: Palm Springs ist frech, originell und dann doch auch noch romantisch.

Bestes Zitat:

„Was hätte sein können und was war, weist beides auf ein Ende hin, das in der Gegenwart liegt.“

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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