Peter Broderick – „Blackberry“

Künstler Peter Broderick

Peter Broderick Blackberry Review Kritik
Das Foto fürs Albumcover hat Peter Brodericks Ehefrau gemacht.
Album Blackberry
Label Erased Tapes
Erscheinungsjahr 2020
Bewertung

Zwölf Instrumente umfasst die im Booklet genannte Liste der Instrumente, die Peter Broderick für dieses Album im Sommer 2019 alleine in seiner Wohung in London eingespielt hat. Eine Trompete ist nicht darunter, und deshalb ahmt er deren Klang im ersten Stück der Platte einfach mit dem Mund nach. Das ist ziemlich passend sowohl für den von großer Spontaneität geprägten Geist auf Blackberry als auch für die fast kindliche Herangehensweise an das erwähnte Lied. Stop And Listen ist niedlich im Sound und einleuchtend in der Botschaft, auf die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden der Welt insgesamt zu achten: „You can only be as happy as the world that you live in.“

Die Natur und unsere Beziehung zu ihr ist auch sonst ein wichtiges Thema der Platte, die gestern digital erschienen ist und am 30. Oktober auch physisch veröffentlicht wird. Angesichts der Produktivität von Peter Broderick kann man fast staunen über diese Zahl, aber Blackberry ist tatsächlich das erste Album seit Colours Of The Night (2015), auf dem er wieder als Sänger zu hören ist. Zu den vielen Projekten zwischendurch gehörten beispielsweise der Soundtrack zum preisgekrönten Animationsfilm Two Balloons und die Zusammenarbeit mit Tim Burgess (The Charlatans).

Die unbändige Kreativität und Vielseitigkeit des 33-Jährigen wird auch in den acht hier versammelten Liedern schnell deutlich. What Happened To Your Heart ist beinahe eine Soul-Ballade, The Niece wirkt zunächst altertümlich (vielleicht nicht ganz wie aus der Zeit des Minnesangs, aber aus der Ära von Tim Buckley), dann exotisch. In But zeigt sich Peter Broderick zart, weise und in der Lage, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen, Let It Go beginnt behutsam und baut dann sehr filigran Spannung auf, durch die Streicher ebenso wie mit der Stimme.

Der Quasi-Titelsong Ode To Blackberry besteht fast nur aus einer Gesangsmelodie, die von einer Geige begleitet wird, die schließlich noch ein schönes Solo bekommt. „Der Albumtitel Blackberry ist mit vollem Ernst gewählt, und da schwingt viel Ehrfurcht mit“, sagt der gebürtige Amerikaner. „In einer Zeit, in der wir Menschen mit den Folgen konfrontiert werden, die unser Handeln auf die gesamte Umwelt hat, bin ich sehr für lokale Lösungen, für eine Auseinandersetzung mit den Naturgegebenheiten vor Ort. Als ich vor ein paar Jahren damit begann, mich intensiv mit dem Sammeln von essbaren Wildpflanzen zu befassen, hat mich die einfache Brombeere nicht gerade vom Hocker gehauen – doch ich sollte schon bald mit neuer Leidenschaft zu dieser vertrauten Frucht aus Kindertagen zurückkehren. Selbst in den urbansten Ecken bahnen sich die knorrigen, unverwüstlichen Ranken der Brombeere ihren Weg, als wollten sie uns daran erinnern, wo wir herkommen…“

Wild Food ist sicherlich der Song, der das am deutlichsten macht. Auch dieses Stück könnte man fast für ein Kinderlied halten, es ist putzig, eingängig, cool, verspielt und wartet obendrein noch mit ein paar Ernährungstipps auf. Dabei singen seine Ehefrau Brigid Mae Power (die auch das Foto fürs Albumcover gemacht hat) und sein Stiefsohn Seán Power mit, was die familiäre Atmosphäre ebenso stärkt wie die Botschaft, die Dinge zu schätzen (und zu nutzen), die man im unmittelbaren Lebensumfeld findet. Auch What’s Wrong With A Straight Up Love Song hat so eine Botschaft, es feiert die kleinen Zufälle, die zu den schönsten Begegnungen führen können, und erzählt über eine Dauer von mehr als 9 Minuten romantisch verzückt und trotzdem vollkommen kitschfrei davon. Die Nähe zur Natur (und den Brombeeren) wird womöglich auch das nächste Werk von Peter Broderick prägen: Nach den Aufnahmen für Blackberry ist er aus London wieder zurück ins irische Galway gezogen.

Sind wir nicht alle ein bisschen Brombeere, fragt das Video zu Ode To Blackberry.

Website von Peter Broderick.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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