Der eine oder andere Champagner-Korken wird gestern in Zuffenhausen geknallt haben. Denn für Porsche war es ein Glückstag. Nicht nur, dass der Europäische Gerichtshof im Sommer aller Voraussicht nach das VW-Gesetz zu Fall bringen und dem Sportwagenbauer damit den Einfluss in Wolfsburg einräumen wird, der dem finanziellen Engagement von Porsche entspricht. Auch im Machtkampf mit Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff setzte sich Porsche durch. Porsche-Patriarch Ferdinand Piëch kann in gut acht Wochen erneut zum Vorsitzenden des VW-Aufsichtsrats gewählt werden – und Europas größten Autobauer dann wohl endgültig wieder nach seinem Gusto formen.
Dass die EU das VW-Gesetz zu Fall bringt, ist nicht überraschend. Die vor fast 47 Jahren in Kraft getretenen Klauseln widersprechen dem Geist des freien Marktes. Darauf hatte Porsche schon beim Einstieg bei VW im Herbst 2005 spekuliert. Sonst wäre die Beteiligung im großen Maßstab eigentlich unsinnig gewesen. Denn was bisher bei VW gilt, funktioniert etwa so: Auch wer 100 Eintrittskarten kauft, darf nur 20 Leute mit in die Vorstellung bringen. Wenn das Gesetz kippt, kann Porsche den ganzen Saal füllen.
Auch für VW sind die beiden gestrigen Entscheidungen nicht die schlechtesten. Zwar schwindet der Einfluss Niedersachsens. Doch Wulff ahnte wohl, dass er zum Wohle des Autobauers besser einlenkt als eine Zerreißprobe provoziert. Zudem ist die Gefahr einer Übernahme aus dem Ausland, die das VW-Gesetz ursprünglich verhindern sollte, mit dem Einstieg von Porsche de facto vom Tisch. Und die Arbeitnehmer, für die sich Niedersachsen im Aufsichtsrat stets eingesetzt hatte, müssen zunächst auch keine Nachteile befürchten. Sie hatten sich bei den letzten Personalentscheidungen auf Piëchs Seite geschlagen. Er wird es ihnen wohl danken.