Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Land Of Sleeper Albumkritik

Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs – „Land Of Sleeper“

Künstler*in Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs

7xPigs Land Of Sleeper Review Kritik
„Land Of Sleeper“ ist düsterer und vielseitiger als die Vorgänger.
Album Land Of Sleeper
Label Rocket Recordings
Erscheinungsjahr 2023
Bewertung

Als Ozzy Osbourne kürzlich mitgeteilt hat, dass er die restlichen Termine seiner seit 2018 laufenden Abschiedstournee aus gesundheitlichen Gründen absagen muss, war die Bestürzung groß – zumal der 74-Jährige auch gleich klar gemacht hat, dass er nie mehr live zu sehen sein wird. Die Fans, die schon Tickets gekauft hatten und teilweise bereits mehrfache Terminverschiebungen bedingt durch die Corona-Pandemie in Kauf genommen hatten, waren möglicherweise zunächst verärgert. Ebenso viele musste schluchzen, die ihn zuletzt solo oder mit Black Sabbath (mehr als 1 Million Fans kamen 2016/17 zu den Konzerten ihrer The End-Tour) in Aktion gesehen und vielleicht auf die Chance gehofft hatten, das noch einmal zu erleben. Knapp eine halbe Million Likes hat die Mitteilung des Bühnen-Rücktritts bei Instagram. Trotzdem ist klar: Niemand ist über dieses Ende einer Live-Karriere so traurig wie Ozzy Osbourne selbst.

Die gute Nachricht lautet: Man muss nicht traurig sein. In mehr als 40 Jahren hat er der Musikwelt viele unvergessliche Momente geschenkt. Und vor allem hat er einen Stein ins Rollen gebracht und mit seinen Bandkollegen einen Sound erschaffen, der auch anno 2023 in guten Händen ist. Zum Beispiel bei Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs.

Wie Black Sabbath kommen sie aus England (allerdings aus Newcastle statt Birmingham), sie sie lieben den Exzess und die Provokation („Nüchternheit macht komische Sachen mit den Leuten“, lautet das Fazit von Gitarrist Adam Ian Sykes zu den Corona-Monaten; Sänger Matt Baty nennt Schlaf mit Blick auf den Albumtitel bloß „kleine Scheibchen des Todes, verabscheuenswürdig“) und sie sind nirgends lieber als auf der Bühne (2020 haben 7xPigs ihre erste Liveplatte in limitierter Auflage veröffentlicht). Sie vereinen auch in den acht Songs ihres vierten Albums Land Of Sleeper wieder Frust und Fantasie. Zwei von ihnen tragen sogar stattliche Schnauzbärte à la Tony Iommi! Kritiker Mark Deming von Allmusic schrieb zum 2020er Vorgänger Viscerals, Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs klängen, „als ob die jüngeren Brüder von Black Sabbath irgendwie an schlechtes Dope gekommen sind und dann beschlossen haben, die Welt für all ihre Verfehlungen zu bestrafen“.

Das wäre auch für Land Of Sleeper wieder eine gute Zusammenfassung, dennoch klingen Baty, Sykes, Gitarrist und Produzent Sam Grant, Bassist John-Michael Hedley und Schlagzeuger Ewan Mackenzie hier noch vielseitiger (und auch düsterer) als zuvor. Und natürlich haben 7xPigs auch genug Eigenständigkeit, um nicht bloß als Sabbath-Erben oder -Coverband relevant zu sein. Im nicht einmal zweieinhalb Minuten langen Mr. Medicine kann man beispielsweise den Fokus von Punk und den Drive von Stoner Rock erkennen, vor allem aber baut das Quintett immer wieder Noise-Elemente ein, die etwa auch zu Sunn O))) passen würden wie in Terror’s Pillow, das am Ende auch noch in einen reizvollen Offbeat umschwenkt.

„Ich habe versucht, Musik zu schreiben, die viel dunkler und auch noch mehr heavy ist. Aber das war eher als Kontrapunkt zu früherem Material gedacht und nicht als eine Art politischer oder sozialer Kommentar. Ich sehe diese härteren Momente immer noch als musikalisch euphorisch und emotional losgelöst oder befreiend an“, sagt Grant. Das bestätigt sich im sehr gekonnten Spiel mit Tempo und Dynamik von Pipe Down!: Man kann sich hier problemlos in seinem Weltschmerz suhlen (oder noch besser: Headbangen bis zur Besinnungslosigkeit), aber eben auch Momente der Karthasis und Klarheit finden.

Big Rig macht Druck in der Strophe und spannt die Feder immer weiter, bis der Refrain wie eine Erlösung daherkommt – das ist eine Methode, die man auf Land Of Sleeper oft finden kann. Atlas Stone beginnt mit einem interessanten Riff, das mit atonalen Elementen spielt, auch auch danach klingt es klassisch, aber nie berechenbar. Ball Lightning integriert eine zweite Stimme von Folksängerin Cath Tyler und entwickelt sich von freigeistig zu erdrückend zu majestätisch. Immer wieder erzeugen Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs ihre Härte nicht mit Tempo, sondern Wucht, nicht mit Mehr-Oktaven-Geschrei, sondern mit Schmerzen, die direkt in Stimme verwandelt werden.

„Es ist für mich ganz natürlich, über Themen des existenziellen Grauens zu schreien. Ich bin mir dessen sehr bewusst und habe deshalb in der Vergangenheit vielleicht versucht, das ein wenig zu zügeln. Aber auf diesem Album gibt es definitiv Momente, in denen ich mich voll und ganz diesem Drang hingegeben habe“, sagt Baty. Am deutlichsten hört man das in The Weatherman, bei dem Kate Smith (Bonnacons Of Doom) und ein Chor (unter anderem mit Richard Dawson und Sally Pilikington) mitwirken. Das Stück beginnt wie ein Mantra oder der Todesmarsch einer Sekte, dann singt Baty „There’s a storm coming“ und klingt dabei wie der Endgegner für jeden Hauch von Lebensfreude. „Dieser Song bot mir die Gelegenheit, etwas völlig Ungezügeltes zu machen. Ich wollte mich der Wucht des Songs hingeben, und so entstanden die Lyrics in etwa so, wie ich mir vorstelle, dass ein rasender Künstler Farbe auf eine Leinwand wirft. Ich wollte einfach, dass die Lyrics eine unkontrollierbare Energie darstellen“, erklärt der Sänger.

Ein Highlight ist auch Ultimate Hammer, das beweist, zu welch spektakulären Riffs und zu wie viel Groove diese Band in der Lage ist. Nicht zuletzt zeigt das Lied die morbide Seite von Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs Pigs. „I keep spinning out, what a time to be alive“, lautet der Refrain, dann stellt Baty fest: „Life passes by / in a blink of an eye.“ Auch das kann man vielleicht als Parallele zu Ozzy Osbourne sehen: Hier ist ein Sänger, der offensichtlich so sehr an der Welt gelitten hat, dass der Tod nicht mehr nur bedrohlich wirkt, sondern vielleicht auch faszinierend – und der trotzdem alles gibt, um am Leben zu bleiben und sich die Hoffnung zu bewahren.

Das Video zu Ultimate Hammer könnte auch aus den Sabbath-Glanzzeiten stammen.

Website von 7xPigs.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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