Plötzlich Vater

Film Plötzlich Vater

Plötzlich Vater Review Kritik
Valentin (Eugenio Derbez) sucht die Mutter seines Kindes.
Originaltitel No se aceptan devoluciones
Produktionsland Mexiko
Jahr 2013
Spielzeit 115 Minuten
Regie Eugenio Derbez
Hauptdarsteller Eugenio Derbez, Jessica Lindsey, Loreto Peralta
Bewertung

Worum geht’s?

Valentin genießt das Leben als gut gelaunter Nichtsnutz in Acapulco. Er hat eine schicke Wohnung direkt am Strand und sein wichtigster Zeitvertreib ist es, dort regelmäßig Touristinnen zu verführen. So läuft es auch mit Jolie, die aus den USA kommt. Der Playboy schwört ihr zwar (wie allen anderen) die ewige Liebe, aber sie macht nach dem Ende ihrer Ferien wieder Platz macht für die nächste Romanze in Valentins Leben. Zu seiner großen Überraschung taucht sie im nächsten Sommer wieder auf und hat ein Baby dabei, das von ihm ist. Als er gerade noch versucht, diese Nachricht zu verarbeiten, kommt die noch größere Überraschung: Jolie hat sich einfach aus dem Staub gemacht und das Baby bei ihm gelassen. Notgedrungen versucht er, sich um die kleine Maggie zu kümmern. Der Wechsel von der Cocktailbar zum Fläschchengeben und von One-Night-Stands zum Wickeltisch überfordert ihn völlig, zudem war ein eigenes Kind in seinem Leben nie eingeplant. Auch deshalb macht er sich, mit dem Baby im Schlepptau, auf die Suche nach der Mutter. Er wandert illegal in die USA ein und bekommt dort durch einen Zufall einen Job als Stuntman. Nach und nach fasst er dort Fuß, auch mit Maggie ist er längst ein Herz und eine Seele. Er kümmert sich rührend um das Mädchen, das bald so selbstbewusst und zielstrebig ist, dass es so etwas wie seine Managerin und Dolmetscherin wird. Auch die fehlende Mutter versucht er, so gut wie möglich zu ersetzen. Als Jolie aber wieder auftaucht und das Sorgerecht will, ist das von ihm so mühsam errichtete Zuhause bedroht.

Das sagt shitesite:

Plötzlich Vater war in den USA der erfolgreichste Film in spanischer Sprache und auch in der Heimat enorm erfolgreich. Der bilinguale Reiz geht in der synchronisierten Fassung etwas verloren, für den hiesigen Geschmack dürfte aber vor allem der kunterbunte Genre-Mix in diesem Film gewöhnungsbedürftig sein. Erstaunliche Ernsthaftigkeit trifft hier auf überzeichneten Klamauk, rührende Momente auf platte Gags, dazu gibt es auch noch Passagen mit niedlichen Animationen und sogar eine politische Komponente, wenn etwa auf soziale Missstände in Mexiko oder die Einwanderungspolitik der USA angespielt wird.

Der Film von Eugenio Derbez, der Regie und Hauptrolle übernommen und auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, wird durch diese vielen Wendungen in der Ästhetik und Tonalität ziemlich unrund, aber durch Maggie als zauberhafte zweite Hauptfigur zumindest einigermaßen zusammengehalten. Letztlich erzählt Plötzlich Vater so eine einfallsreiche und liebevolle Geschichte von den Herausforderungen der Elternschaft. Das meint nicht nur die Veränderung im Leben von Valentin, der erst perplex angesichts seiner Vaterrolle ist, dann zunehmend geschickt improvisiert und schließlich eine überaus innige Beziehung zu seiner Tochter aufbaut, für die er nach der Ankunft in Kalifornien eine Fantasiewelt errichtet inklusive ausgedachter Briefe der abwesenden Mama, die darin als Superheldin erscheint. Es meint auch das letzte Drittel des Films, in dem Jolie – die für das Kind bisher eine fiktive Sehnsuchtsfigur wie der Weihnachtsmann war – wieder ins Spiel kommt und die Frage, was das Beste für Maggie ist, noch einmal neu gestellt wird.

Dass für diesen Prozess des Überwindens von Ängsten ausgerechnet der Job als Stuntman als Metapher gewählt wird, passt zum Stil des Films, denn es ist erstens plakativ und ermöglich zweitens viele spektakuläre Bilder. Der vermeintlich so großspurige Valentin ist weit davon entfernt, ein Draufgänger zu sein, aber die Fürsorge für Maggie lässt ihn seine Höhenangst genauso ausblenden wie sie seine Bindungsangst beseitigt hat. So entsteht in Plötzlich Vater eine interessante, eigenwillige, aber nicht immer überzeugende Kombination aus Kitsch, Trash und Drama.

Bestes Zitat:

„Die erste Liebe meines Lebens hat mich gelehrt, wie man sich darauf vorbereitet, sich dem Leben zu stellen. Und die zweite, wie man sich dem Leben stellt ohne vorbereitet zu sein.“

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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