Künstler | Porches | |
Album | The House | |
Label | Domino | |
Erscheinungsjahr | 2018 | |
Bewertung |
Seinen Papa lässt Aaron Maine alias Porches das dritte Lied auf dem heute erscheinenden Album The House singen. Das hat zwei erstaunliche Effekte: Zum einen klingt die Stimme von Peter Maine in Understanding zwar auch eher so, als sei sie für Schmusesongs gemacht, aber trotzdem noch viel kraftvoller als der Gesang von Sohnemann Aaron. Zum anderen ist diese Idee ein Beispiel für den Charakter von Spontaneität, den der Künstler aus New York für sein drittes Album angestrebt hat.
Wie auf dem Vorgänger Pool (2016) gibt es reichlich Wasser-Metaphern, anders als damals wollte Aaron Maine diesmal aber nicht allzu viel an den Tracks tüfteln, sondern vor allem die ursprüngliche Idee auf Platte bannen. „Während ich an Pool gearbeitet habe, ist mir klar geworden, wie wertvoll der Geist der Demos ist“, sagt er. „Bei The House wollte ich ganz gezielt diese natürliche Stimmung eines Songs einfangen – am selben Tag, an dem die erste Idee dazu entstand.“
Manchmal ist das Ergebnis behutsam und reduziert wie in Ono, mit Picking einer E-Gitarre, die sich kaum traut, E-Gitarre zu sein. Manchmal kommen Skizzen heraus wie das noch nicht einmal eine Minute lange Swimmer, das vor allem mit mehrstimmigem Gesang arbeitet. In anderen Fällen singt eine Frauenstimme in einer nicht identifizierbarer Sprache wie in Akeren, als Kandidatinnen kommen Maya Laner (True Blue), Kaya Wilkins (Okay Kaya) und Bea1991 infrage, die genau wie Alexander Giannascoli (Alex G), Dev Hynes (Blood Orange), Bryndon Cook (Starchild & The New Romantic), Cameron Wisch (Cende) und Jason Arce zu den Gästen auf The House zählen.
Was Porches auch diesmal auszeichnet, zeigt bereits der ebenfalls recht spartanisch instrumentierte Auftakt Leave The House: Melancholie und Experimentierfreude. Auch Find Me, das von Angst und Isolation handelt, lebt von diesen Komponenten, die Stimme ist untröstlich, die Musik eher verspielt. House bildet nicht nur hier die klangliche Basis, dazu kommen in diesem Fall eine verfremdete zweite Stimme und etwas, das vielleicht einmal Bläser waren. Viel sanfter als in Anything U Want kann man ein „I love you“ wohl nicht hinhauchen, und gerade in dieser Zurückhaltung steckt die Glaubwürdigkeit dieser Aussage. Goodbye bietet zunächst nur Klavier und Gesang; als man schon gar nicht mehr mit einem Beat rechnet, setzt er doch noch ein und unterstreicht, wie schön dieses Lied ist.
Bei Anymore möchte man wetten, dass die Pet Shop Boys das lieben werden. Würde ein Song wie Country mit E-Gitarren gespielt, könnte er von Weezer stammen. Der Beat aus W Longing könnte übrig geblieben sein bei den ersten Versuchen, die Phil Collins mit einem Drumcomputer angestellt hat, das Ergebnis wird ebenso sehnsuchts- wie hoffnungsvoll. Das entspannte Now The Water scheint Aaron Maine aus der Badewanne heraus zu erzählen, so verletzlich und zugleich wohlig klingt es. Vielleicht der schönste Moment ist By My Side. „It’s my fault / this I know / it’s just hard to swallow“, singt er darin, und diese Perspektive des Mea Culpa passt perfekt zum Sound von Porches. Auch The House zeigt nämlich: Er ist ein Sünder, aber um Unschuld bemüht, er ist womöglich meistens brav, aber mit einer sehr lebendigen Erinnerung an die eigenen Fehltritte ausgestattet.
Zwar keine Badewanne, aber immerhin einen Pool gibt es im Video zu Find Me.
Dreimal gibt es Porches demnächst live in Deutschland:
18.04.2018 Heidelberg, Karlstorbahnhof
19.04.2018 Berlin, Musik & Frieden
20.04.2018 Mainz, Schon Schön