Künstler | Quentin Sauvé | |
Album | Whatever It Takes | |
Label | I Corrupt Records | |
Erscheinungsjahr | 2019 | |
Bewertung |
Man hat das ja unter anderem bei Frank Turner schon erlebt: In Musikern, die sich seit frühester Jugend im lärmenden und brachialen Umfeld des Hardcore bewegt haben, können Softies stecken. Bei Quentin Sauvé, der sonst den Bass im französischen Hardcore-Trio Birds In Row spielt (und davor zugegebenermaßen mit seinem Folk-Projekt Throw Me Off The Bridge aktiv war), ist das geradezu exemplarisch zu beobachten. Sein erstes Soloalbum Whatever It Takes zeigt ihn hochgradig introvertiert und empfindsam.
Der Auftakt Dead End macht das bereits überdeutlich: Das Lied behandelt das enge Verhältnis zu seinen Großeltern, zeigt ihn als hilfsbedürftig und besteht zunächst nur aus Gesang und akustischer Gitarre. Auch danach bleiben Arrangements und Instrumentierung von Whatever It Takes, das Quentin Sauvé im Verlauf von zwei Jahren gemeinsam mit seinem Bruder und engsten Freunden aufgenommen hat, sehr reduziert. Es gibt mal ein zweistimmiges Ahaha wie am Ende von Ghosts oder eine Trompete wie in Riddled. Sonst bleibt die Atmosphäre aber intim und besonders oft auch schummerig.
„Das Album handelt von Einsamkeit, Depression, Angst und Tod, aber auch Leidenschaft, Liebe, Hoffnung und Freiheit. Es ist irgendwie so, als würde ich genau wissen, was mit mir nicht in Ordnung ist, und es niederzuschreiben ist der erste Schritt in Richtung Heilung; ein Versprechen, Whatever It Takes zu tun, um glücklich zu sein“, sagt Quentin Sauvé. Diese düsteren Themen und der Hang zur Nabelschau führen leider zu einem insgesamt arg weinerlichen Eindruck.
So unentschlossen, wie der Künstler in vielen der hier besungenen Situationen als Protagonist ist, bleibt auch die Musik. „I see everything I’ve done as an half empty glass“, singt er in Half Empty Glass, was auch als Titel für dieses Album gut passen würde. In Selfless, das mit Elektrizität und Schlagzeug gut als Emo vorstellbar wäre, heißt es: „This is the sickness / I’m feeding it / save me from myself / teach me how to be selfless.“ Laut seiner eigenen Aussage in Bad News Bearers verlässt sich Quentin Sauvé auf die „emotions from my depression to inspire me“. Man will ihm ja nicht wehtun, wenn es ihm ohnehin schon so dreckig geht, aber das ist sagenhaft schlecht, eitel und peinlich.
Love Is Home behandelt das Heimweh während der Zeit auf Tour, wird im Sound vergleichsweise dramatisch, zeigt mit seinem Text aber, wie überschaubar das lyrische Niveau auf Whatever It Takes ist. „Hilfe, ich hätte gerne mehr Aufmerksamkeit! (obwohl ich mich eigentlich ganz gut damit eingerichtet habe, in der zweiten Reihe zu stehen)“, scheint die Botschaft von Disappear zu sein. In People To Take Care Of wird die Gitarre etwas perkussiver gespielt, dadurch wirkt das Lied heiterer und beschwingter als der Durchschnitt des Albums, auch wenn der Text auch hier einen ganz anderen Charakter hat.
Fazit: Die Musik ist langweilig, die Texte sind Murks, die Stimme ist unangenehm. Das einzig Positive, das sich über diese Platte sagen lässt: Für einen Bassisten kann Quentin Sauvé ziemlich gut Gitarre spielen.