Den Charakter einer Yacht wollte VW mit dem neuen Passat vermitteln, erklärt Design-Chef Murat Günak die Konzeption. Und einem Schiff gleicht der Mittelklasse-Kombi aus Wolfsburg nun noch mehr. Ab 18. August steht der neue Variant beim Händler – und er ist länger, höher und breiter denn je.
Mit einer Länge von 4,77 Metern (neun Zentimeter mehr als beim Vorgänger) ist der Passat sicher nichts für enge Parklücken. Dafür bietet er noch mehr Platz – sowohl für die Insassen als auch fürs Gepäck. Selbst auf den Rücksitzen herrscht großzügige Beinfreiheit, und der Kofferraum bietet beim Variant bis zu 1731 Liter Stauraum (ein Zugewinn von über acht Prozent gegenüber der letzten Modellreihe). Mehr Platz gibt es nun auch zwischen den Vordersitzen, denn statt der Handbremse findet man dort zwei Getränkehalter. Wie bei der Limousine funktioniert die Parkbremse über einen Knopf links vom Lenkrad elektronisch. Mit ihr hält im Passat auch der dynamische Anfahrassistent Einzug, der das Rollen des Autos beim Anfahren am Berg verhindert.
Weitere elektronische Neuerung: Die automatische Distanzregelung ADR (nur bei den Automatik-Modellen) bremst den Wagen von selbst ab, wenn man sich dem Vordermann zu dicht oder zu schnell nähert. Zudem werden die Bremsen scharf gemacht, so dass sie im Notfall schneller zupacken können. ADR erweist sich allerdings als gewöhnungsbedürftig: Das System greift mitunter recht unvermittelt und harsch in das normale Reisetempo ein. Manch einer wird das für seinen Fahrstil als Bevormundung empfinden, und notorische Drängler werden das System wohl ohnehin einfach abschalten – oder gar nicht erst kaufen.
Auch für den Variant gibt es ESP mit Gespannstabilisierung, das Schlingern und Aufschaukeln eines Anhängers verhindern soll – nicht unbedeutend, denn ein Fünftel aller Passat-Fahrer ist mit Anhängerkupplung unterwegs. Bei den vier zur Verfügung stehenden Ausstattungslinien entspricht der Variant ebenfalls der Passat-Limousine. ESP, sechs Airbags, Klimaanlage und die elektronische Parkbremse sind schon in der Einstiegsversion Trendline serienmäßig.
In der exklusiven Highline-Reihe ist dem Passat dann durchaus zuzutrauen, im Premium-Bereich zu wildern. Ein Armaturenbrett aus Nussbaumholz, Chromleisten an den Seitenfenstern, Ledersitze und der imposante Kühlergrill lassen den Passat edel erscheinen. Auch das Exterieur kann sich sehen lassen, gerade beim Variant. „Wir haben die Heckleuchten so weit es ging um die Ecke gezogen, um die Überhänge zu verkürzen“, erklärt Rüdiger Folten, bei VW für die Design-Strategie verantwortlich, einen der Tricks, mit denen man den harmonischen Eindruck hinbekam.
Die Motorenpallette reicht derzeit bei den Benzinern von 102 bis 150 PS, beim Diesel von 105 bis 140 PS, die außer bei den Grundmotorisierungen jeweils über ein Sechsganggetriebe auf die Straße gebracht werden. Alle Motoren erfüllen die Euro-4-Norm. Beim Zweiliter-TDI mit 140 PS ist der Partikelfilter serienmäßig, für die anderen Aggregate kann er für 585 Euro nachgerüstet werden.
Vor allem in den leistungsstärkeren Modellen erweist sich der Variant eher als Rennpferd denn als Packesel. Das Ausfahren der sechs Gänge drückt den Fahrer ebenso in die Sitze wie der Kick-Down bei der sehr gefälligen Automatik-Variante. Der große Drehzahlmesser und das Dreispeichenlenkrad tragen zum sportlichen Feeling bei. Wer nicht fährt, bekommt vom Fahrspaß erfreulich wenig mit: Der Passat ist auch in den Grenzbereichen ebenso leise wie spursicher.
Richtig Freude dürfte in einigen Wochen aufkommen. Dann sollen auch die drei Top-Motoren lieferbar sein: der V6 mit Benzindirekteinspritzung, 3,2 Litern Hubraum und 250 PS, der 200-PS-FSI Turbo und der 170-PS-TDI. Preise dafür sind noch nicht bekannt, sollen aber – wie bei den bereits lieferbaren Motoren – nicht über dem Niveau der Vorgängermodelle liegen. Derzeit gibt es den Passat Variant ab 22.900 Euro. Ein ganzes Stück günstiger als eine Yacht.