Film | Richy Guitar | |
Produktionsland | Deutschland | |
Jahr | 1985 | |
Spielzeit | 95 Minuten | |
Regie | Michael Laux | |
Hauptdarsteller | Farin Urlaub, Bela B., Nena, Kristina Raschen | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Mit der Schule ist Richard Schrader schon eine Weile fertig, jetzt sollte er sich endlich eine Lehrstelle suchen, finden seine Eltern. Doch „Richy“ hat ganz andere Pläne: Er will lieber mit einer Band groß rauskommen. Dem stehen allerdings einige Hürden im Weg: Die Bassisten kommen ihm und seinem Mitstreiter Igor ständig abhanden, ein Proberaum ist auch nicht leicht zu finden, nicht zuletzt ist er ständig pleite. Als er einen Job als Roadie für Nena annimmt, scheint er dem großen Musikbusiness zumindest etwas näher gekommen zu sein. Doch auch dieser Schritt vergrößert letztlich das Chaos, in dem er sich befindet – inklusive der ständigen Streitereien mit seiner Freundin Anja.
Das sagt shitesite:
Ein paar Charakteristika der Ärzte kann man in diesem Film erkennen: Es geht in Richy Guitar um Teenager-Sorgen wie den Vorwurf der Eltern an Richy, er habe „Null Bock auf gar nichts“. Man findet eine postpubertäre Grundstimmung, in der alle genervt sind von allem, oder die Erkenntnis, richtige Arbeit (vor allem körperliche) sei enorm scheiße. Es geht um die Leidenschaft für Musik, die vor allem für Gitarrist Richy, aber auch für Schlagzeuger Igor an erster Stelle in ihrem Leben steht. Nicht zuletzt taucht die Schwierigkeit auf, einen passenden Bassisten als Komplettierung dieser Besetzung zu finden: „Miese Bassisten gibt es wie Sand am Meer“, sagt Richy an einer Stelle, was beinahe prophetisch klingt, wenn man bedenkt, dass es in der mehr als 30-jährigen Bandgeschichte der Ärzte nur auf dieser Position zu Umbesetzungen gekommen ist. Nicht zuletzt wird natürlich auch im Film von Michael Laux, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten Anfang 30 und zum ersten Mal für Drehbuch, Produktion und Regie verantwortlich, auch der Hang zur Albernheit deutlich, der bei der „besten Band der Welt“ stets dazugehört. Wohl nicht nur deshalb gilt der Streifen bei Ärzte-Fans heute als Kult.
Freilich versteht man auch, warum insbesondere Farin Urlaub dieses Werk mittlerweile eher peinlich findet. Richy Guitar einfach sehr stark in seiner Zeit gefangen. Der Film spielt 1984, das war das Jahr, in dem das erste Album der Ärzte erschien. Auf dem Höhepunkt der Neuen Deutschen Welle war die hiesige Musikindustrie selbstbewusst (oder größenwahnsinnig) genug, einen Kinofilm zu produzieren, der eine noch völlig unbekannte Band in den Hauptrollen zeigt. Zum Zeitgeist passt auch die Westberlin-Szenerie, mit der Stadt als Biotop der Alternativkultur, die nicht nur mit Schauplätzen wie der Avus oder dem Metropol (heute: Neues Schauspielhaus) inszeniert wird, sondern auch durch Gastauftritte von Lokalgrößen wie Plan B oder Rolf Eden. Richy Guitar zeigt nicht zuletzt die damalige Konkurrenz zwischen Punks, Poppern und Rockern, die nicht nur auf Musikgeschmack, sondern auf Weltanschauung basiert – mit einer Härte des Konflikts und einer Tiefe der Gräben, die in den „Anything Goes“-Zeiten der aktuellen Popkultur fast unglaublich anachronistisch erscheinen.
Das wirkt mitunter angestaubt, aber auch jenseits davon ist Richy Guitar als Film nicht sonderlich gelungen. Der Plot ist konstruiert und wenig originell, die schauspielerischen Leistungen sind äußerst überschaubar, es wimmelt von lauter unglaubwürdigen, aber immerhin sehr bildstarken Szenen wie dem Auftritt der Band auf dem Dach, einem Motorrad im Aufzug oder dem Bauchtanz zum Abschluss. Wer kein Hardcore-Fan der Ärzte ist, hat nichts verpasst, wenn er sich auf den Soundtrack beschränkt, unter anderem mit den späteren Klassikern Teenager Liebe und Grace Kelly.
Bestes Zitat:
„Dir ist auch alles Wurscht! Hauptsache, es ist Curry drauf.“
Der Trailer zum Film.