Rodrigo y Gabriela – „9 Dead Alive“

Künstler*in Rodrigo y Gabriela

Rpdrigo y Gabriela 9 Dead Alive Review Kritik
Ein intuitives Zusammenspiel prägt „9 Dead Alive“.
Album 9 Dead Alive
Label Ruby Works
Erscheinungsjahr 2014
Bewertung

Rodrigo Sánchez und Gabriela Quintero haben sich in den 1980er Jahren kennengelernt, als sie beide noch Teenager waren. 1993 machten sie erstmals zusammen Musik in ihrer mexikanischen Heimat, seit 2000 sind sie (damals gerade nach Irland übergesiedelt) als Rodrigo y Gabriela aktiv. Das 2014 veröffentlichte 9 Dead Alive ist ihr viertes Studioalbum, und man kann natürlich die Frage stellen, was daran besonders ist. Schließlich macht das Duo hier genau das, was es in allen vier Jahrzehnten getan hat, die diese Karriere mittlerweile umfasst: Sie spielen zusammen Gitarre.

Die Antwort findet sich auf der im Spätsommer 2013 in ihrem Studio in Ixtapa, Mexico, selbst produzierten Platte sehr schnell. Rodrigo y Gabriela spielen in diesen neun Stücken einen sagenhaft virtuosen Mix, der genau in der Mitte zwischen Flamenco und Metal angesiedelt ist. Vor allem aber erschaffen sie in diesen Liedern nur mit ihren beiden akustischen Gitarren einen Wiedererkennungswert, der in dieser Ausprägung selten ist bei instrumentaler Musik.

The Soundmaker eröffnet das Album und kann mit seinem Titel fast als programmatisch gelten angesichts der Vielfalt an Klängen, die Rodrigo y Gabriela in diesem Song (und auch in den folgenden) aus Korpus und Saiten herausholen. Torito erinnert mit seiner Klangmalerei und seinem Spannungsbogen an Soundtracks, was nicht von ungefähr kommt: Vor 9 Dead Alive hat das Duo unter anderem mit Hans Zimmer bei seinem Beitrag für den Soundtrack von Pirates Of The Caribbean: On Stranger Tides gearbeitet und auch ein Album mit einem kubanischen Orchester aufgenommen.

Misty Moses changiert zwischen wild und besinnlich, mit mehreren Zwischenstopps bei „verspielt“, Somnium unterstreicht das Talent für Melodie bei dieser Band, Fram zeigt, wie hart dieser Sound rocken kann, auch ganz ohne Schlagzeug, Bass und Verstärker. Das gilt auch für The Russian Messenger, in dem die perkussiven Elemente ebenfalls besonders stark betont werden und in dem zugleich das intuitive Zusammenspiel zwischen diesen beiden Menschen deutlich wird, die für viele Jahre auch ein Liebespaar waren.

Megalopolis bleibt beschaulich und verträumt, es scheint hier eher der Blick aus einem Segelflugzeug auf die im Titel benannte Groß- und Größenwahns-Stadt vertont zu werden als eine Szene mitten aus dem Trubel dieser City. Am Anfang von La Salle Des Pas Perdus kann man kurz ein Gespräch im Studio hören, bevor sich der Dialog mit den Instrumenten zwischen Rodrigo und Gabriela entspinnt. Sunday Neurosis zeigt ein weiteres Charakteristikum dieser Platte: Das ist vollkommen zeitlose Musik, sie könnte acht Jahre oder achthundert Jahre alt sein.

Das ist auch auf 9 Dead Alive weiterhin die Stärke dieses Duos: Diese Musik ist hochgradig virtuos, aber nicht verkrampft und akademisch. Die Atmosphäre ist immer stimmig und lebendig – und mit den Mitteln von nur zwei Instrumenten erschaffen Rodrigo y Gabriela erstaunlich abwechslungsreiche und immer inspirierte Lieder.

Das Video zu The Soundmaker wird zugleich eine kleine Instrumentenkunde.

Website von Rodrigo y Gabriela.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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