Künstler | Sarah Walk | |
EP | Simply | |
Label | One Little Independent | |
Erscheinungsjahr | 2021 | |
Bewertung |
What Do I Want? fragt Sarah Walk im letzten Track dieser heute erscheinenden EP. Begleitet fast nur von einem Fender Rhodes sucht die Sängerin aus Los Angeles die Antwort beim Gegenüber und wundert sich, wie alle anderen es schaffen, ihre Ziele zu definieren und sich dieser sicher zu sein. Dass sie nun einige ihrer eigenen Songs, die teils erst im vergangenen Jahr auf dem Album Another Me erschienen waren, für Simply neu bearbeitet und erneut veröffentlicht hat, könnte man als Entsprechung eines an ihr selbst beobachteten Wankelmuts begreifen. Sie sieht den Kontext der EP mit sechs Stücken aber anders, und hat damit natürlich Recht: Die Fähigkeit, alte Entschlüsse revidieren und durch neue ersetzen zu können, ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Souveränität.
„Als ich Another Me schrieb und aufnahm, hatte ich so viele Ängste, dass sich jede Entscheidung lähmend anfühlte – was dann tatsächlich auch das Thema einiger Songs auf dem Album wurde. Die Gelegenheit zu haben, diese Songs in einer anderen Situation und mit einem neuen Kopf zu betrachten, neue Entscheidungen zu treffen und zu erforschen, hat mir gezeigt, dass keine Entscheidung das Ende aller Dinge ist“, sagt sie heute. „Man kann sich immer anpassen, man kann sich immer verändern. Letztendlich hat mir mein Bekenntnis zu Entscheidungen die Gelegenheit gebracht, sie aufzugeben.“
So wird die erneut mit Produzent Abe Rounds entstandene EP nun von The Key eröffnet, das sich auch schon auf dieser LP befand, und in Melodie und Instrumentierung variiert. Der Kern ihrer Ästhetik bleibt dabei ebenso erhalten wie die Wirkung des Songs: Die Lieder von Sarah Walk stehen auch hier auf einem Folk-Fundament, The Key reflektiert dabei zu unheilvollen Harmonies und mit einem guten Spannungsbogen über die (nicht nur emotionale) Autonomie.
Same Road ist besonders einfühlsam und sensibel, was ebenso wie der Gesang ein wenig auf Jewel verweist. Secrets ist im Text ebenso klug wie im Arrangement mit ein paar R&B-Einflüssen und einem sehr einnehmenden Groove. Der Höhepunkt ist Sarah Walks schon zum Valentinstag veröffentlichte Version von Nothing Compares 2 U. Die Vorlage von Prince ist nur über den Text zu erkennen, aber trotz der komplett neuen Melodieführung bleibt das Lied das erschütternde, sehnsuchtsvolle Lamento eines gebrochenen Herzens, das zum Ende hin immer aufgewühlter wird. Simply ist der einzige Song, den sie neu für diese EP geschrieben hat. Auch hier gilt: Durch das repetitive Piano und den leicht dräuenden Bass entstehen eine sehr schöne Atmosphäre und eine reizvolle neue Klangfarbe im Sound von Sarah Walk.