Shabazz Palaces – Quazarz: Born On A Gangster Star, Quazarz Vs. The Jealous Machines

Künstler Shabazz Palaces

Quazarz: Born On A Gangster Star Shabazz Palaces Kritik Rezension
In nur zwei Wochen haben Shabazz Palaces die Tracks ihrer beiden neuen Alben aufgenommen.
Alben Quazarz: Born On A Gangster Star

Quazarz Vs. The Jealous Machines

Label Sub Pop
Erscheinungsjahr 2017
Bewertung

Man hatte ahnen können, dass Shabazz Palaces nach dem schon reichlich avantgardistischen Lese Majesty nicht einfach mit einem gewöhnlichen HipHop-Album zurückkehren würden. Zu ambitioniert sind Ishmael Butler und Tendai Maraire, die das Duo aus Seattle bilden, als Musiker. Zu viel ist zudem seit 2014 passiert, das engagierte Künstler wie sie nicht kalt lassen kann: der Siegeszug von Donald Trump und Fake News, die Black-Consciousness-Diskussionen nach dem Mega-Erfolg von Kendrick Lamar, Kampagnen wie Black Lives Matter und so weiter.

Was die beiden nun heraushauen, konnte trotzdem niemand kommen sehen: Morgen veröffentlichen sie gleich zwei Alben, Quazarz: Born On A Gangster Star und Quazarz Vs. The Jealous Machines. Die Titel lassen schon erahnen, dass wir es hier mit Konzeptalben zu tun haben. In der Tat klingen die Tracks, die innerhalb von zwei Wochen in Seattle aufgenommen wurden, manchmal eher wie ein Hörspiel oder der Soundtrack zu einem Science-Fiction-Film. Momente, in denen ein normaler Sprechgesang mit einem straighten Beat vereint wird, gibt es fast gar nicht, wozu auch die ausgesuchten Gäste (Thundercat, Darrius Willrich, Gamble and Huff, Loud Eyes Lou, Fly Guy Dai, Stu Levine & The Jennings Sisters, Thaddillac, Ahmir, Jon Kirby, Sunny Levine und Blood, der die beiden Alben auch produziert hat) beitragen.

Die Geschichte, die Quazarz: Born On A Gangster Star und Quazarz Vs. The Jealous Machines verbindet, geht grob gesagt so: Quazarz ist ein Außerirdischer, sein Begleiter ist Awet, der Sonnengeküsste. Sie kommen auf die Erde und versuchen, die Menschen zu verstehen. The Palaceer (also Ishmael Butler) ist dabei so etwas wie ihr Medium. Was sie vorfinden, ist natürlich ebenso verwirrend für sie wie wenig ruhmreich für uns: Egoismus, alternative Fakten, Konsum-Exzesse.

„Wir haben uns zusammengesetzt und untersucht, was den Pop von heute ausmacht, wie sich die Musik zusammensetzt. Unsere Erkenntnis: Anstatt genau auszuklügeln, wie unser Duo nun nach außen rüberkommen soll – in Punkto Image, Sound und Texte – haben wir auf unseren Bauch gehört. Als Künstler bist du wahrscheinlich nur dann einzigartig, wenn zwischen deinen Ur-Instinkt und das fertige Album keine taktische Überlegung reinpasst“, haben Shabazz Palaces im Interview mit dem BR-Radio diese Herangehensweise an die neuen Alben begründet.

Den Auftakt macht Since C.A.Y.A. gleich mal mit einem verschleppten, wie rückwärts laufenden Beat. Später gibt es so etwas wie psychedelischen Dub (Dèesse Du Sang), Eighties-Synthiepop im Stile von Ultravox (Moon Whip Quäz) oder ein Elektro-Instrumental, das sich mittendrin plötzlich in einen New-Wave-Song mit ordentlichem Vorwärtsdrang verwandelt (That’s How City Life Goes).

Eel Dreams (feat. Loud Eyes Lou) ist sehr entspannt und gelassen, Parallax (feat. The Palaceer Lazaro) thematisiert „alternative facts“ begleitet von einem Jazz-Schlagzeug, bei Fine Ass Hairdresser scheint im Hintergrund die Titelmusik von Akte X anzuklingen, The Neurochem Mixalogue wird nichts weniger als hypnotisch. Shine A Light (feat. Thaddillac) ist fast ein Schock, den mit seinem (dank eines Samples) mondänen Soul-Sounds wirkt es fast wie ein Hit, in jedem Fall ist es der einzig halbwegs konventionelle Moment auf Quazarz: Born On A Gangster Star.

Quazarz Vs. The Jealous Machines erweitert dieses ohnehin beachtliche Spektrum noch: Self-Made Follownaire wird eine spacige Reflexion über Plastikkultur und Oberflächlichkeit, The SS Quintessence ist einer von etlichen Tracks mit einer sehr eigentümlichen Atmosphäre, Late Night Phone Calls (feat. Laz) klingt, passend zur Rahmenhandlung der beiden Alben, tatsächlich, als sei es aus dem Erdinneren oder eben dem Weltall zu uns gekommen.

Effeminence (feat. Fly Guy Dai von Chimurenga Renaissance) verbreitet keine Aggressivität, aber viel Souveränität, vor allem für einen Text, der „Life goes astray“ behauptet. Quazarz On 23rd klingt wie Outkasts Hey Ya! nach einem Säurebad. So wie das extrem originelle Julian’s Dream (Ode To A Bad) könnte man sich die Zukunft ausmalen, würde man sich die Zukunft nicht viel aufdringlicher vorstellen. Quazarz Vs. The Jealous Machines wird eröffnet von Welcome to Quazarz, der Text schildert ein Schlachtfeld mit allem, was wir in der jüngeren Vergangenheit getötet haben, darunter (neben Prince) auch Liebe, Sex, Freiheit, Stolz, Fantasie und Stil. Zumindest bei Shabazz Palaces scheinen diese Kategorien allerdings noch sehr lebendig zu sein.

Näher als in Shine A Light kommen Shabazz Palaces einem vertrauten Sound hier nirgends.

Website von Shabazz Palaces.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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