Spaß statt Sparen

Elegant und knackig: Der IS 220d ist nicht bloß ein Auto für Rationalisten. Foto: Lexus
Elegant und knackig: Der IS 220d ist nicht bloß ein Auto für Rationalisten. Foto: Lexus

Politiker werben öfter mit schiefen Argumenten für eine an sich gute Sache. Dass Kinder mehr Sport treiben sollen, ist eine prima Idee – und das bei weitem nicht nur, um dadurch das Gesundheitssystem zu entlasten. Dafür, den Urlaub ruhig auch einmal in Deutschland zu verbringen, spricht so viel, dass es den Hinweis auf das dadurch eingesparte Flugbenzin wirklich nicht braucht. Und wenn Renate Künast sich dafür ausspricht, dass die Deutschen am besten alle Toyota fahren sollten, dann sollte man ihr ruhig das Ohr leihen – auch wenn sich die Sache mit der herausragenden Umweltfreundlichkeit als Mär erweist.

Denn wenn die Grünen-Fraktionssitzende „Toyota“ sagt, meint sie eigentlich „Hybrid“. Doch die Japaner sind zwar der Hersteller, der die sparsame Kombination aus Benzin- und Elektromotor bisher am erfolgreichsten anbietet, aber schon längst kein Monopolist mehr in diesem Segment. Und wenn Toyota auf Hybrid verzichtet, ist es mit der Emissions-Herrlichkeit mitunter schnell vorbei.

Im Lexus IS 220d beispielsweise. Die Limousine der Toyota-Luxus-Tochter kommt mit einem 177 PS starken Dieselmotor daher. Man muss mit dem Gaspedal schon so sanft und filigran umgehen wie Zinédine Zidane mit dem Fußball, um beim Verbrauch eine sieben vor das Komma zu bekommen. Bei einer Bleifuß-Fahrweise werden die Werte hingegen schnell deutlich zweistellig.

Dafür bietet die Limousine zwar einen entsprechenden Gegenwert beim Fahrspaß. Doch der Vergleich mit Konkurrenten zeigt, dass Lexus beim Selbstzünder technologisch hinterherhinkt. Ein BMW 320d – der auch von den Fahr-Charakteristika her durchaus mit dem IS 220d vergleichbar ist – verbraucht selbst bei sportlichster Fahrweise höchstens sieben Liter Diesel auf 100 Kilometern. Diese Differenz spürt nicht nur die Umwelt, sondern auch der Geldbeutel: Hochgerechnet auf eine Fahrleistung von 20.000 Kilometern im Jahr kommen da bei den aktuellen Spritpreisen knapp 900 Euro zusammen.

Das Geld hat man allerdings leicht übrig, denn mit einem Einstiegspreis von unter 30.000 Euro lässt der Lexus die deutsche Konkurrenz alt aussehen – vor allem, wenn man bedenkt, dass hier zehn Airbags, ESP, Tempomat, Klimaanlage sowie eine exzellente Audioanlage bereits zur Serienausstattung zählen. Dazu kommen eine beeindruckende Laufruhe, ein sehr guter Bedienkomfort (vor allem das Touchscreen-Display, das als Teil des Multimedia- und Navigationspakets 3900 Euro extra kostet, erweist sich hier als überzeugende Lösung) und eine Verarbeitungsqualität, wie man sie von der Luxus-Variante eines Toyota erwarten darf.

Der IS ist jedoch keineswegs bloß ein Auto für Rationalisten. Dafür sorgt vor allem der Fahrspaß. Der 2,2-Liter-Selbstzünder hat ein Drehmoment von 400 Newtonmetern. Wie viel das tatsächlich ist, merkt man vor allem bei Zwischensprints im hohen Tempo: So lange man seine Klamotten anbehält, kann man in einem Auto kaum mehr Spaß haben, als wenn man hier im sechsten Gang von 120 auf 200 beschleunigt.

Dabei ist der Wagen kein brachialer Kraftprotz: Lenkung, Schaltung und eine Fahrwerksabstimmung, die neben dem gewünschten Komfort eine für einen Fronttriebler erstaunliche Dynamik zulässt – samt Unruhe im Heck, die dem Fahrer (trotz des integrierten Fahrdynamik-Managements VDIM) genug Herausforderungen lässt.

Makellos ist freilich auch dieses Auto nicht. Die Cupholder sind schwer zu erreichen. Für Kopf und Beine groß gewachsener Passagiere könnte im Fonds mehr Platz sein. Und bei sehr lauter Musik ist die Stimme des Navigationssystems (selbst in der höchsten Stufe) nicht mehr zu verstehen. Im Testwagen spielte zudem der Schlüssel des Smart-Key-Systems gelegentlich verrückt, so dass sich die Tür mehrmals nur manuell öffnen ließ. Ein Ärger: Dieses Auto vor sich zu haben, und dann nicht einsteigen zu können, ist eine herbe Zurückweisung. Wer einmal drin saß, wird unbedingt fahren wollen – so weit der Diesel reicht.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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