Künstler | Spielbergs | |
Album | This Is Not The End | |
Label | By The Time It Gets Dark | |
Erscheinungsjahr | 2019 | |
Bewertung |
Ich bekenne mich (mit-)schuldig. Als Spielbergs im April 2018 ihre erste EP Distant Star veröffentlichten, schrieb ich von einem „fulminanten Start“ und sah eine strahlende Zukunft für das Trio aus Oslo voraus. The Line Of Best Fit attestierte angesichts der ersten Single ebenfalls: „Spielbergs are set to have a big 2018.“ Und besagter Song, We Are All Going To Die, brachte sie vor knapp einem Jahr sogar an die Spitze der Hype-Machine-Charts.
Für Mads Baklien, Stian Brennskag und Christian Løvhaug bedeutet das natürlich in erster Linie: Druck. Das in einer Woche erscheinende Debütalbum This Is Not The End beweist, wie gekonnt sie damit umgehen. Die zwölf Songs zeigen alle Stärken von Spielbergs, also eine sehr kraftvolle Ausprägung von Emo mit klasse Melodien und dem einen oder anderen originellen Twist.
Five On It eröffnet das Album, das Feedback in den ersten Sekunden klingt dabei wie das Halali zur Jagd. In der Tat finden sich dann viele Songs, die beinahe platzen vor Energie: Distant Star packt in seinen tollen Refrain die Freude darüber, diese eine genau richtige Person gefunden zu haben, wodurch der Rest der Welt etwas erträglicher wird. Das schon erwähnte We Are All Going To Die hat nach wie vor eine riesige Entschlossenheit, im Refrain von Bad Friend steckt viel Lust auf Punk-Krawall, zugleich zeigen Spielbergs in den anderen Teilen des Lieds die Komplexität, zu der sie ebenso in der Lage sind. Not For Long setzt auf etwas mehr Druck und Schwere statt auf maximales Tempo, bevor es ab der Mitte fast verträumt wird, als wolle es Schwung holen für das wiederum sehr feurige Finale.
Wer die Ausgelassenheit von Muncie Girls oder die pure Gitarrenkraft von Dinosaur Jr. mag, wird mit This Is Not The End seine helle Freude haben. Die typische Ausgangsposition ist emotionale Bedrängnis, sehr auffällig ist auch, wie sehr Spielbergs in den Songs, die noch nicht auf ihrer Debüt-EP enthalten waren, bemüht sind, neue Seiten an sich zu zeigen. „Wir sind kein One-Trick-Pony“ könnte der Untertitel zu diesem Album heißen.
So kann man das sehr atmosphärische Familiar als Ballade betrachten – nicht nur, weil ein Glockenspiel erklingt. In You All Look Like Giants finden die Norweger eine wunderbare klangliche Entsprechung für die Position des Eingeschüchtertseins, die darin besungen wird. 4am vereint Druck in der Strophe mit Eleganz im Refrain, das akustische Sleeper ist womöglich ihre Entsprechung von Kuschelrock. Mehr als siebeneinhalb Minuten nehmen sie sich in McDonald’s (Please Don’t Fuck Up My Order) Zeit, das erst lange instrumental bleibt, bevor ein Text eher geistesabwesend eingesprochen als wirklich gesungen wird.
Wie reif sich Spielbergs schon auf ihrem ersten Album zeigen, illustriert der Schlusspunkt Forevermore am besten. Das Lied wird ein sehr erwachsener Rückblick, verweigert das Bereuen, hinterfragt aber trotzdem, ob die getroffenen Entscheidungen die richtigen waren. Für This Is Not The End kann man das in jedem Fall bejahen. Zwar sind die besten Songs weiterhin diejenigen, die man schon von Distant Star kannte. Nicht noch sieben weitere solcher Kracher auf die Platte zu packen, sondern auf ein abwechslungsreiches, stimmungsvolles Album mit vielen Facetten zu setzen, dürfte sich auf lange Sicht aber als die unbedingt bessere Variante erweisen.