Künstler*in | Spirit Was | |
Album | Heaven’s Just A Cloud | |
Label | Danger Collective | |
Erscheinungsjahr | 2021 | |
Bewertung |
Ein düsteres Holzhaus. Ein einsamer Felsen. Ein traurig blickender Mann mit Basecap. Diese Motive sind auf den Effektgeräten zu sehen, die Nick Corbo nutzt. Er hat sie selbst zusammengebaut und bemalt, sie sorgen für Verzerrung oder Fuzz und sind vielleicht die Dinge, die seine Kunst am besten zusammenfassen: Der Mann aus Olympia, Washington, ist ein talentierter Zeichner und Illustrator, zugleich seit gut einem Jahrzehnt in der Musikwelt erfolgreich, als Multiinstrumentalist, Komponist und Produzent. Und eben als Typ, der seine eigenen Effektpedale baut und verziert.
Das Cover von Heaven’s Just A Cloud, eine Wäscheleine als Feder- und Tuschezeichnung, hat er natürlich selbst gestaltet. Es ist seine erste Platte unter dem Namen Spirit Was, nachdem man ihn zuletzt vor allem als Mitglied von LVL UP kannte, mit denen er fünf Alben herausbrachte. Unter den vielen Songs, die er für die Band schrieb, war auch einer namens Spirit Was (auf dem 2016er Album Return To Love), was er nun als Namen für sein neues Projekt gewählt hat.
Die klangliche Nähe ist leicht zu erkennen, auch die Beziehung zum Rest von LVL UP scheint intakt zu sein. So entschied sich Nick Corbo bei der Arbeit an dieser Platte für Matt Labozza als Tontechniker, auf Empfehlung von Ex-Kollege Dave Benton. Gemeinsam haben sie in Brooklyn und Olympia gearbeitet, im Albumauftakt I Saw The Wheel sind als Gäste auch Z Santos (Crying) am Gesang und Rashaad Jones am Cello dabei. „Es geht darum, auf dem Rücksitz eines Vans auf dem Highway mitten auf dem Land aufzuwachen, mit nichts außer der Erkenntnis, dass sich deine Band bald auflösen wird. Außerdem um das bizarre Gefühl, beim Zeichnen endlich eine Form in Perspektive zu sehen“, erzählt Corbo über das Lied. Es ist gemächlich, hat aber auch eine unverkennbare Kraft, zwischendurch scheint es in einen Moment großer Ruhe zu münden, bevor es dann doch noch einen mächtigen Ausbruch gibt.
Diese Spannung zwischen Trägheit und Wucht prägt Heaven’s Just A Cloud auch insgesamt. Ein typischer Moment ist Here Comes My Man: Der Song verströmt eine große Larmoyanz, hinter der aber eine ebenso große Kraft zu lauern scheint. Es wirkt, als müsse Nick Corbo nur den richtigen Schalter auf einem seiner individuell bemalten Pedale treten, damit alles explodiert.
In etlichen Momenten kann man an eine schläfrige Variante von Dinosaur Jr. denken, oder an die Lemonheads, wenn sie eine Doom-Metal-Sozialisation durchlebt hätten. Es gibt auf dieser Platte Klangexperimente wie Oblivion Banter, tonnenschwere Lieder wie Heaven’s Just A Cloud oder weitgehend akustische Stücke wie den Album-Schlusspunkt Caught In A Dream. Man findet auch erneut ein Lied namens Spirit Was, es ist aber nicht identisch mit dem gleichnamigen Song von LVL UP, sondern ein rückwärtslaufendes Etwas mit etwas Klavier am Ende.
Das beste Lied ist Come Back Up To The House, das eine herbe Schönheit verbreitet. Ein Höhepunkt des Albums ist auch Olive Branch & Brown Dove: Es zeigt, dass Nick Corbo genauso gut Melodie wie Atmosphäre beherrscht. Oft lässt der Song, wie auch andere auf Heaven’s Just A Cloud, an Billy Corgan denken. Das ist auch so ein Typ, der besinnlich und heavy sein kann, sich gerne in Klangdetails hineinsteigert und kein Problem mit Liedern jenseits der 8-Minuten-Grenze hatte.