Künstler | The Attic Sleepers | |
Album | Transit | |
Label | Loftum Records | |
Erscheinungsjahr | 2017 | |
Bewertung |
Transit scheint ein seltsamer Name für ein Debütalbum zu sein. Sollte eine Band auf ihrem ersten Longplayer nicht erst einmal einen Ort definieren, einen Ausgangspunkt, eine Heimat, von der aus man sich dann vielleicht auf den folgenden Platten wegbewegen kann? Bei den Attic Sleepers ist diese Wahl dennoch einleuchtend. Denn Mathias Barfod (Gesang, Gitarre) und Matias Knigge (Schlagzeug) hatten mit ihrer 2015er Debüt-EP Lanquin, genauer gesagt: mit dem darauf befindlichen Song Airport, einen erstaunlichen Erfolg. Neben reichlich Aufrufen bei Spotiy brachte das auch endlose Konzertreisen und etliche Festivalauftritte mit sich. Bis das Duo feststellte: Wir haben zwar erst fünf Songs veröffentlicht, sind aber schon in einem Hamsterrad gefangen.
Bevor es an die Aufnahmen des Debütalbums gehen sollte, wählten die beiden Dänen deshalb den Transit in die Ferne. “Statt uns in der Musik wohlzufühlen, wurde sie mit der Zeit tatsächlich zum Stressfaktor. Wir schrieben Musik, an die wir nicht mit ganzem Herzen glaubten. Es fühlte sich alles irgendwie gezwungen an”, erklärt Mathias Barfod diese Entscheidung. Gemeinsam mit seiner Freundin brach er deshalb zu einer Reise durch Kambodscha und Vietnam auf. Matias Knigge setzte sich derweil in sein Wohnmobil und erkundete die nordwestlichen USA. ”Es gab insgesamt zu viel Druck auf den alltäglichen Aufgaben um die Logistik der Band, während der Fokus auf der Musik liegen sollte. Wir wussten, dass wir einen Schritt zurück gehen müssen, um etwas komplett Neues zu machen. Als wir durch die Welt reisten, haben wir keinen einzigen Song geschrieben. Danach kehrten wir jedoch mit freiem Kopf nach Kopenhagen zurück und ließen die Erlebnisse in das neue Album einfließen,” sagt der Schlagzeuger über den Erfolg dieser Idee.
Einen radikalen Wandel zum Alternative-Folk-Sound der EP gibt es auf Transit zwar nicht, doch Frische und Inspiration sind eindeutig zu den Attic Sleepers zurückgekehrt. Die Musik ist hoch elegant wie aus einem Modemagazin, die (oft eher nach Frau als nach Mann klingende) Stimme ist innig wie aus bedeutendem Roman. Wer Fleet Foxes oder die Band Of Horses mag, der wird hier seine Freude haben.
„So wake me from my sleep“, heißt recht treffend zu diesem Sound die erste Zeile in Berlin (dort hat das Duo zuletzt acht Monate verbracht), die Single Leopard erinnert in Eleganz, Verspieltheit und Ideenreichtum an Boy. Pinball ist einer von etlichen Songs, der durch den Einsatz von Bläsern einen besonderen Appeal bekommt, hier verleiht die Trompete der verträumten Atmosphäre den entscheidenden Tupfer Wehmut. When The Moon (December) ist langsam und reduziert, trotzdem kraftvoll, auch in Lost (August) zeigen die Attic Sleepers, dass sie eher verhuscht als trübsinnig sind und auch in vordergründig traurige Lieder eine tröstende und erhebende Komponente packen können.
In 8283 bleibt alles in der Schwebe: die Schlagzeugwirbel, das Gitarrenpicking, der Gesang, am Ende auch das Klavier, sogar die Identität der Person, die da ruft und womöglich wichtige Botschaften mitzuteilen hat. Off Into The Night ist ebenfalls tpyisch: Es vermittelt den Eindruck von Weite, vor allem durch die Gitarre, dann rückt es ganz nah heran an den Hörer, vor allem durch den Gesang. „Where do we go when the hope is up?“, fragt Barfod in Advice kurz vor dem Ende des Albums. Die Antwort darauf haben die Attic Sleepers für sich selbst im Transit gefunden. Zugleich erweist sich in diesem Song die Stimme als die Quelle, aus der sich auch für den Hörer genau diese neue Hoffnung schöpfen lässt.