The Bishops, Moritzbastei, Leipzig

Die Mission Modrock brachte The Bishops aus London nach Leipzig.
Die Mission Modrock brachte The Bishops aus London nach Leipzig.

Okay, die blöden Witze gleich vorab. Aus London: The Bishops. Keiner von ihnen trägt eine Mitra. Vom Zölibat scheinen sie auch nicht allzu viel zu halten, wenn man berücksichtigt, wie eifrig sie mit den wenigen Mädels flirten, die direkt vor der Bühne tanzen (und danach sicher noch zur Erstsemesterparty in der Moritzbastei in Leipzig wollen). Und das Einzige, das auf der Bühne einem Messdiener ähnelt, ist der bemitleidenswerte Roadie, der zwei Drittel der Show zusammengekauert hinter einem Vox-AC30-Verstärker verbringt.

Trotzdem sind The Bishops zweifelsohne Missionare. Ihre heilige Pflicht ist es, den Rock in die Welt zu tragen. Und Rock meint hier: eine sehr klassische Ausprägung, Typ späte Sechziger. Die Apostel dieses Bekenntnisses sind Jet oder Mando Diao (auch wenn man ob der Milchbubi-Züge in den Gesichtern des Quartetts eher Sugarplum Fairy nennen müsste), Kings Of Leon oder Black Rebel Motorcycle Club.

Das Quartett aus London gibt diesem Sound allerdings eine durchaus eigene Prägung. Vor allem der brüderliche Harmoniegesang von Frontmann Mike und Bassist Pete Bishop hat seinen Reiz, zudem verleiht der mitunter hypnotische Bass dem Sound der Bishops eine psychedelische Note, die manchmal an die glorreichen Easybeats denken lässt.

Dazu kommt eine faszinierende Optik. Schlagzeuger Chris McConville a.k.a. The Mad Scottish Drummer sieht aus wie ein Holzblock aus dem Ostblock oder aber eine Jesus-Statue, der irgendein irrer Wissenschaftler die Möglichkeit eingehaucht hat, die Arme zu bewegen. Sänger Mike Bishop lässt sich gerne zu Rockismen hinreißen, die in einer derart spärlich gefüllten Location durchaus etwas übertrieben wirken, doch allein sein Scheitel ist sympathisch genug, um ihm das nicht krumm zu nehmen. Und Gitarrist Alex Bishop sieht so jung aus, dass man glauben könnte, er sei nur mit auf Tour, weil er zuhause in England noch kein Bier trinken darf.

Als The Bishops nach gut einer Stunde mit bester Unterhaltung, einem ganz neuen Song, allen Stücken von der aktuellen EP Sojourn und der letzten Zugabe Lies And Indictments von der Bühne gehen, hat sich die Moritzbastei in Leipzig immerhin von gefühlten 8 auf handgezählte 65 Zuschauer gefüllt. Ein paar davon dürfen ganz sicher von jetzt an für alle Zeiten als Gläubige gelten. Amen.

The Bishops spielen The Only Place That I Can Look Is Down live in der Moritzbastei Leipzig:

httpv://www.youtube.com/watch?v=fpjKOubj4O8

The Bishops bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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