The Boys You Know – „Elephant Terrible“

Künstler The Boys You Know

The Boys You Know Elephant Terrible Review Kritik
Mit drei neuen Mitgliedern agieren The Boys You Know auf „Elephant Terrible“.
Album Elephant Terrible
Label Wohnzimmer Records
Erscheinungsjahr 2016
Bewertung

In Klammern steht hinter dem letzten Stück dieses Albums: „Live Home Session“. In der Tat klingt I Should Have dann auch fast wie ein Demo, reduziert auf Gesang, Gitarre und Banjo, klanglich fast so, als hätte jemand bloß einen Kassettenrecorder mitten in den Proberaum gestellt. Man könnte das also als Anhängsel oder Bonustrack betrachten, doch eigentlich steckt in diesem Song der Kern von Elephant Terrible: Nach den deutlich ruppigeren Werken Waste Your Time (2013) und Purple Lips (2014) haben The Boys You Know einen Gang heruntergeschaltet und sich auf den Kern ihres Sounds konzentriert.

Dazu gehört, dass die sechs Österreicher nicht mit externem Produzenten in einem großen Studio aufgenommen haben, sondern stattdessen Gitarrist Mathias Kollos den Job hinter den Reglern übernommen hat. Zudem gibt es drei neue Mitglieder bei der Band aus Wien, die damit zum Sextett angewachsen ist: Manuel Kurzmann ersetzt am Bass Sophie Schmiedauer, zusätzlich hinzugekommen sind Max Hauer (Keyboard) und Stefan Slamanig (Trompete). Auch das hat natürlich den Sound verändert, der nun manchmal etwas getragener ist wie im erwähnten, sehr romantischen I Should Have oder in Rainy Days, das fast Lounge-Atmosphäre bekommt.

Die wichtigsten Koordinaten für The Boys You Know sind immer noch vorrangig amerikanische Indie-Helden aus der Zeit vor rund 20 Jahren. Never Home eröffnet die Platte im Stile der Lemonheads oder Counting Crows, mit gemütlichem Tempo, Orgel und dem leicht verschlafenen Gesang von Frontmann Thomas Hangweyrer, der stets klingt, als hätte jemand vor sehr langer Zeit etwas in ihm kaputt gemacht, das sich nie wieder reparieren lässt – aber auch, als komme er mittlerweile recht gut damit klar oder bemühe sich wenigstens auf dem Weg zu Heilung und Glück. Die Single Teenager Of The Year rückt mit etwas mehr Drive in die Nähe von entschärften Dinosaur Jr (in deren Vorprogramm die Österreicher bereits zu sehen waren), der Titelsong Elephant Terrible verbreitet Eleganz und Melodieseligkeit wie bei Fountains Of Wayne.

„If you leave me“, heißt die zentrale Zeile in Indifferent – dieses Szenario wird zwar mehrfach heraufbeschworen, erscheint aber gerade durch diese ständige Wiederholung undenkbar, vor allem unerträglich. Mit fast gesprochenem Gesang und schicken Bläsern könnte Garden auch gut zu Pedro The Lion passen. „There’s nothing I can ever do about it”, fasst in The Change den Fatalismus zusammen, der aus dem gesamten Sound dieser Band spricht, Morals schließlich bringt kurz vor dem Ende der Platte den neuen Charakter von The Boys You Know gut auf den Punkt: mehr Leidenschaft im Gesang, mehr Wehmut im Sound.

Das Video zu Teenager Of The Year offenbart, dass Thomas Hangweyrer im Hauptberuf Filmemacher ist.

The Boys You Know bei Facebook.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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