Künstler | The Duke Spirit | |
Album | Sky Is Mine | |
Label | Ex Voto | |
Erscheinungsjahr | 2017 | |
Bewertung |
„Bei all der Scheiße auf der Welt, die wir täglich durchstehen müssen, habe ich auf dem Album versucht, die herzrasende Liebe festzuhalten, die man für dieses Leben eben doch immer noch hat. Ich singe von der Arroganz, Egomanie und den Grausamkeiten, die wir täglich erleben. Ich möchte sie auflösen, in dem ich von oben mit einer goldenen, glühenden Gutmütigkeit darauf pisse“, sagt Sängerin Liela Moss über dieses Album. Es sind Zitate wie diese, voller Furor, Intelligenz und Verruchtheit, für die man sie und ihre Band The Duke Spirit liebt. Auf dem heute erscheinenden Sky Is Mine ist zwar ein Stück davon verloren gegangen, aber das erweist sich nur auf den ersten Blick als Problem. The Duke Spirit sind auf ihrem fünften Album (der Vorgänger KIN erschien erst vor einem Jahr, ebenso wie die EP Serenade) vielleicht nicht mehr so wild, aber noch immer weit entfernt von gezähmt.
Die Single Magenta eröffnet das Album mit einem Riff an der Grenze zwischen kraftvoll und brachial (ein Ort, an dem sich beispielsweise auch die Arctic Monkeys sehr gerne aufhalten) und fast maschinell wirkenden Drums – vor diesem Hintergrund muss der Gesang von Liela Moss erst recht geradezu sphärisch wirken. Wie viel Biss The Duke Spirit noch haben, zeigt auch See Power. „Oh my desires / they make me feel tired“, heißt die zentrale Zeile, tatsächlich singt Liela Moss jede Silbe, nicht nur in diesen Zeilen, sondern im gesamten Song, mit großer Leidenschaft und einem kleinen Rest Müdigkeit. Ähnlich funktioniert Broken Dream, der Schlusspunkt von Sky Is Mine mit Duke Garwood als Gastsänger. „Hand it over, your broken dream“, fordert die Sängerin darin, und man will lieber nicht wissen, was sie dann damit anstellt, so mysteriös und zugleich verlockend ist der Sound.
Produziert hat die Band das Album gemeinsam mit Bruno Ellingham (Massive Attack, New Order), ein typisches Beispiel für dessen Einfluss ist In Breath: Die Strophe ist psychedelisch, der Refrain getragen. Auch How Could, How Come scheint von ihm geprägt, eine Ballade, deren Traurigkeit vor allem aus dem Harmoniegesang von Liela Moss mit Josh T. Pearson (Lift To Experience) erwächst. Bones Of Proof hat das vielleicht beste Arrangement der Platte zu bieten: Der Song beginnt behutsam und baut dann, wohlgemerkt durch Streicher und nicht etwa durch das Schlagzeug, immer mehr Spannung auf, die schließlich zu einem grandiosen Schlussteil hinführt, der klingt, als würde sich die Sonne hinter einer dicken Wand von Wolken hervorkämpfen, oder ein Phönix aus der Asche emporsteigen.
Es fehlen Sky Is Mine nicht Kraft und Energie, aber an manchem Stellen doch der Drive und die Dynamik, die The Duke Spirit früher zu bieten hatten. YoYo illustriert das: Das Lied ist auf reizvolle Art ungeduldig und hat einen interessanten Gitarrensound, könnte aber etwas Swing gebrauchen – gerade, weil Schlagzeug und Bass hier eine so prominente Position im Mix haben. Auch in anderen Tracks ist ein Trend zu erkennen, der sich dort aber weitaus positiver auswirkt: The Duke Spirit müssen nicht mehr so plakativ zu Werke gehen, sondern beherrschen mittlerweile auch das Subtile. Houses zeigt das, wird gleichermaßen offensichtlich und geheimnisvoll und überrascht mit einem sehr eleganten, erhebenden Refrain. Die Verweigerungshaltung, die in The Contaminant steckt, wird nicht mit Feuereifer artikuliert wird, sondern gebremst – und ist deshalb umso eindrucksvoller, eben weil sie wohlüberlegt wirkt.
Das ist das durchaus vielversprechende Fazit zu Sky Is Mine: Der Glamour von The Duke Spirit hat etwas von dem Dreck verloren, der ihn so besonders gemacht hat, dafür aber eine ungeahnte Grandezza gewonnen.