Künstler | The Juan MacLean | |
Album | In A Dream | |
Label | DFA | |
Erscheinungsjahr | 2014 | |
Bewertung |
The Michael Jackson? The Rod Stewart? The Will Smith? Natürlich würde das seltsam klingen, obwohl all diese Künstler die Eigenschaft teilen, einen recht häufigen Namen zu haben und somit der Versuchung erliegen könnten, sich durch den bestimmten Artikel davor als der einzig Wahre ihrer Art zu positionieren. Auch auf John MacLean trifft das zu, bei ihm steckt aber offensichtlich ein anderer Grund hinter der Entscheidung, seine Musik als The Juan MacLean zu veröffentlichen: Der Name mit Artikel soll nach einer Band klingen und er unterstreicht damit, wie wichtig der Anteil der weiteren Beteiligten an seinem Sound ist.
Das galt bei dem Mann aus Providence, Rhode Island, der nicht nur wegen seiner langjährigen Verbundenheit mit Labelgründer James Murphy zu einem der Aushängeschilder von DFA gehört, noch nie so sehr wie auf In A Dream, seinem dritten Album. Insbesondere Nancy Whang, die auch immer wieder für LCD Soundsystem und weitere DFA-Acts gesungen hat, spielt hier eine Hauptrolle. Dass sie auch das Cover der Platte ziert, ist kein Zufall.
Die Koordinaten bei The Juan MacLean heißen weiterhin House, Techno und Disco. Auf In A Dream rückt der Sound aber etwas mehr in Richtung Eighties, wie schon der Auftakt zeigt. Eine E-Gitarre wie aus schlimmsten Hair-Metal-Zeiten trifft in A Place Called Space auf einen Discobeat. Man würde sich nicht wundern, wenn gleich K.I.T.T. um die Ecke gebogen kommt oder Tom Cruise vorbeifliegt und aus einem Kampfjet winkt. Als die Stimme von Nancy Whang einsetzt, würde das auch gut zu Blondie in den frühen Achtzigern passen.
Charlotte zeigt, dass ein Gitarrensolo halbwegs gut zu einem Sound passt, wie er etwa den Pet Shop Boys 1987 gefallen hätte. Der Track ist allerdings insgesamt bloß mittelprächtig, ähnlich wie das allenfalls solide Runaway. Wie schon auf den beiden vorangegangenen Alben Less Than Human (2005) und The Future Will Come (2009) erkennt man hier, dass The JuanMacLean stets sehr bedacht klingen, aber leider nicht immer besonders.
Für die außergewöhnlichen Momente ist auf In A Dream oft genug Nancy Whang zuständig. Running Back To You ist der auffälligste Beweis dafür, denn der Song wird vom ersten Moment an packend. Ihren klasse Gesang (“She sings like a punk rocker whose feet have warmed to disco but not her heart”, hat Pitchfork sehr treffend darüber geschrieben) hätte es darin vielleicht gar nicht gebraucht, aber er setzt dem Track die Krone auf. Abenteuerlust von Melodie und Gesang entsprechen auch bei A Simple Design der Kreativität in der Produktion. Zum Charme dieses Stücks trägt auch bei, dass hier, zumindest in einigen Momenten, die Ausgelassenheit die Oberhand gewinnt über die Konzeption, bis das Lied dann in einem sehr ätherischen Outro zu Ende geht.
Natürlich kann John MacLean auch alleine glänzen. Aus Love Stops Here hört man tatsächlich ein wenig von der Schüchternheit und Verletzlichkeit heraus, die auf seine Indie-Wurzeln verweisen, vor allem gibt es hier eine für Tanzmusik frappierende emotionale Aufrichtigkeit. Auch die verschämte New-Order-Gitarre, die gegen Ende des Lieds zu hören ist, passt dazu. I’ve Waited For So Long wird zappelig und sensibel wie Hot Chip („This is what I get from being a lonely fool“, lautet eine der Erkenntnisse), zudem zeigt dieser Song etwa mit dem Drum-Fill, wie viel Detailversessenheit in In A Dream steckt. Here I Am könnte der Zeit entstammen, als House langsam in den Mainstream eingearbeitet wurde, etwa rund um das Jahr 1990 herum von Acts wie C&C Music Factory. Ein Schmankerl gibt es noch ganz am Ende: In The Sun Will Never Set On Our Love packen The JuanMacLean ihren ganzen Werkzeugkoffer aus, von verträumt über geheimnisvoll, verspielt und melodiös bis hin zu muskulös.