The Little Things Review Kritik

The Little Things

Film The Little Things

The Little Things Review Kritik
Joe Deacon (Denzel Washington, links) und Jimmy Baxter (Rami Malek) suchen einen Serienkiller.
Produktionsland USA
Jahr 2021
Spielzeit 128 Minuten
Regie John Lee Hancock
Hauptdarsteller*innen Denzel Washington, Rami Malek, Jared Leto, Natalie Morales
Bewertung

Worum geht’s?

Joe Deacon war früher in der Mordkommission von Los Angeles tätig, jetzt ist er seit fünf Jahren bloß noch Dorfpolizist. Für einen Routineauftrag kommt er wieder in die Stadt und wird von den ehemaligen Kolleg*innen in deren aktuelle Ermittlungen eingebunden: Der neue Detective Jimmy Baxter sucht einen Serienkiller, der schon mindestens vier junge Frauen getötet hat, ohne dass sich für die Polizei eine heiße Spur ergeben hätte. Deacon ist erst skeptisch, ahnt dann aber schnell die Verbindung zu einem ähnlichem Fall, den er vor Jahren nicht lösen konnte – und der damals dazu führte, dass er seinen Job in L. A. und obendrein praktisch sein ganzes bisheriges Leben verloren hat. Durch seine Unterstützung wird schnell ein Verdächtiger ermittelt. Aber das Team hat Zeitdruck, diesen Mann auch tatsächlich als Täter zu überführen, weil das FBI den Fall übernehmen wird, wenn er nicht binnen einer Woche aufgeklärt ist. Deacon selbst wird immer engagierter in den Ermittlungen, weil er hofft, damit ein paar alte Geister vertreiben zu können, die ihn verfolgen – und seinen Nachfolger davor zu bewahren, dieselben Fehler zu machen, die er einst begangen hat.

Das sagt shitesite:

The Little Things will offensichtlich ein ungewöhnlicher, abgründiger, durchgestylter Thriller im Stile von Sieben sein (nicht nur die düstere Optik erinnert an dieses Vorbild, sondern auch die Konstellation der beiden Ermittler). Regisseur John Lee Hancock, der das Drehbuch für diesen Film schon 1993 geschrieben hat, findet in der Tat ein paar überraschende Stilmittel: Die Eingangssequenz kommt fast ohne Worte aus und ist dabei hoch spannend. Recht früh ist klar, wer der Täter ist. Mehr und mehr wandert der Fokus der Erzählung weg von den eigentlichen Verbrechen und hin zur Dynamik zwischen den beiden Polizisten. Und nicht zuletzt gibt es ein mutiges Ende, das allerdings erzählerisch ebenso wenig überzeugend ist wie der Film insgesamt.

Zwei Dinge fehlen zum Gelingen von The Little Things: Selbst wenn man das Werk nicht als klassischen Thriller betrachtet, gibt es erstens trotzdem viel zu wenig Spannung und Dynamik. Zweitens kann das ungleiche Paar, das hier so stark ins Zentrum rückt, nie wirklich eine überzeugende Chemie miteinander entwickeln. Der eine ist ein Jungspund, der andere ein Veteran, der eine will nach oben, der andere eigentlich nur noch seine Ruhe, der eine predigt die reine Lehre der Ermittlungsarbeit, der andere hat wenig Respekt vor Dienstvorschriften – all das hat man schon einmal gesehen, und zwar meist reizvoller. Immerhin: Die Gemeinsamkeiten, über die Joe und Jimmy nach anfänglicher Distanz zueinander finden, sind ihr Ehrgeiz und ihre Hingabe für den Job. Damit leitet Hancock zu seinem zentralen Thema über: Die Gefahr, die ihnen droht, geht gar nicht so sehr von einem psychopathischen Kriminellen aus (Jared Leto hat enormen Spaß in dieser Rolle), sondern von ihrer eigenen Besessenheit von der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Das Grauen, das sie erleben, ist nicht unbedingt dieser spezifische Fall. Das Grauen ist dieser Job, die tägliche Begegnung mit perverser Mordlust, unschuldigen Opfern und menschlichen Abgründen.

Um diese Idee tatsächlich wirkungsvoll zu inszenieren, hätte es aber auch mehr Möglichkeiten zur Identifikation mit den Figuren gebraucht, ihr Antrieb hätte besser plausibilisiert werden müssen, ihr Trauma ebenso. Weil auch dies nicht geschieht, bleibt unterm Strich ein Film, der bei weitem nicht so clever ist wie er es sein möchte.

Bestes Zitat:

„Wenn ich einen Sonnenaufgang sehe oder ein Gewitter, dann denke ich: Ja, es gibt einen Gott. Wenn ich das hier sehe, denke ich: Ihm ist alles scheißegal.“

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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