Künstler*in | The Pop Group & Dennis Bovell | |
Album | Y In Dub | |
Label | Mute | |
Erscheinungsjahr | 2021 | |
Bewertung |
Als The Pop Group 1979 ihr Debütalbum Y veröffentlichte, sorgte das zuhause in Bristol und darüber hinaus zunächst für recht wenig Aufsehen. Je mehr Zeit ins Land ging, desto größer wurde dann aber die Anerkennung für diese Platte als wegweisendes Werk des Post-Punk. Als The Wire 1992 seine Liste der „100 most important records ever made“ erstellte, war Y darin enthalten. Und als 2019 das 40. Jubiläum der Platte anstand, gab es eine Deluxe-Neuauflage mit Bonustracks.
Der 40. Jahrestag brachte noch ein weiteres besonderes Ereignis mit sich. Im November 2019 war Dennis Bovell im Rahmen der „Salon Y“-Veranstaltungsreihe zu sehen, die The Pop Group ins Leben gerufen hatte, und performte dort She Is Beyond Good & Evil und 3:38, zwei Stücke vom Y-Album. Wie groß die Begeisterung über diese Zusammenarbeit war, machen zwei Fakten deutlich: Erstens dürften The Pop Group große Fans des auf Barbados geborenen Manns sein, der unter anderem unter seinem Künstlernamen Blackbeard eine prägende Figur des Dub war. “Dub to me is the music of chance. A teenage dream come true – at last – this one’s for the explorers”, sagt Sänger Mark Stewart über die Zusammenarbeit mit einem seiner Helden. Zweitens erweiterten sie die Idee aus dem „Salon Y“ noch. Zunächst haben sie Y In Dub gemeinsam für die „Terry Hall presents Home Sessions“ anlässlich der Feiern von Coventry als UK-Kulturhauptstadt umgesetzt. Nun gibt es die Neu-Interpretation des Albums auch als Tonträger.
„Das ursprüngliche Material wird untergetaucht und verlängert, zerbrochen, zersplittert und in turbulente, kontrastreiche Formen gemeißelt, die von den Original-Tracks auf zwingende, unerwartete Weise abweichen“, teilt die Plattenfirma zu Y In Dub mit, und das ist tatsächlich eine recht treffende Zusammenfassung. Es gibt natürlich viel Bass und Echo, mehr Rhythmus als Melodie und viele Elemente, die noch abstrakter sind als die ohnehin schon stark reduzierten Stücke auf Y. Sehr häufig ist das wagemutig, meist provokant, manchmal eine Zumutung eher in der Nähe eines Horror-Hörspiels als von Musik.
Der Gesang von Mark Stewart wirkt mitunter noch wahnsinniger, in Savage Sea scheint seine Stimme bloß von irgendwelchen Elementen begleitet zu werden, die der Wind herangeweht hat. Snowgirl klingt in der Dennis Bovell Dub Version, als hätte jemand The Clash noch einmal ordentlich durchgeschüttelt und aus Versehen ein bisschen Free Jazz hinzugefügt. We Are Time müsste man Punk nennen, wäre es nicht sechseinhalb Minuten lang, She Is Beyond Good And Evil ist so etwas wie Funk mit doppeltem (oder dreifachem) Boden, auch 3:38 ist beinahe tanzbar.
Don’t Call Me Pain lässt an The Police mit einer unheilbaren Nervenkrankheit denken, wie Boys From Brazil hätten die Talking Heads vielleicht geklungen, wenn sie wirklich schlimme Drogen genommen hätten. Words Disobey Me nimmt den Titel des Songs wörtlich: Tatsächlich sind allenfalls Laute auszumachen, keine Wörter – und das Ergebnis könnte, wie Y In Dub insgesamt, als Definition von akustischem Wahnsinn durchgehen
So klingt Words Disobey Me in der Dennis Bovell Dub Version.