Künstler | The Trouble With Templeton | |
Album | Rookie | |
Label | Bella Union | |
Erscheinungsjahr | 2014 | |
Bewertung |
Nach einer Folge der Fernsehserie The Twilight Zone hat Thomas Calder seine Band benannt. Templeton ist darin ein Schauspieler, der von seiner dunklen Vergangenheit eingeholt wird. Diese Figur und der Rückgriff auf ein Mystery-Format aus den 1950er Jahren mögen ungewöhnlich erscheinen, sind aber sehr treffend für die Musik auf diesem Debütalbum.
Der Mann aus Brisbane, Australien, der The Trouble With Templeton 2011 gegründet hat, zeigt sich gemeinsam mit seinen vier Mitstreitern auf Rookie extrem vielseitig, trotzdem hat das Quintett einen unverwechselbaren Charakter. “Es wird von etwas Undefinierbarem zusammengehalten”, sagte der damals 23-Jährige Thomas Calder zur Veröffentlichung über das erste Album. “Für mich ist es ein Kaleidoskop aus Klängen und Genres, aber es gibt etwas, das sie zusammenhält, und das sind wir als Band.” Man kann das für Alchemie halten oder für Zauberei, man kann auch einwenden, dass dieses geheimnisvolle Schmiermittel vielleicht schlicht seine Stimme sein könnte. In jedem Fall aber sollte man ihm zustimmen.
Die Vielfalt von Rookie versucht die Plattenfirma mit dem Etikett „intelligent melodic alt-pop” zusammenzufassen, auch das ist nicht zu weit hergeholt. Schon die ersten vier Songs der Platte zeigen, wie unvorhersehbar The Trouble With Templeton sein können. Whimpering Child eröffnet das Album mit nervösen Drums, heiserem Gesang und unheilvoller Gitarre – besonders, wenn Calder in die Kopfstimme wechselt, würde das auch zu Radiohead zur Zeit von OK Computer passen. In jedem Fall scheint dieses „being myself“, von dem er am Ende singt, eine verdammt komplizierte und anstrengende Sache zu sein. Das folgende You Are New überrascht mit Walzertakt und noch mehr Leidenschaft im Gesang, der verspielte Sound der akustischen Gitarre im anschließenden Heavy Lifting kann nicht von der Verzweiflung ablenken, die darin steckt. Like A Kid schließlich platzt mit einem wuchtigen Riff und plakativem „Oho, oho“-Refrain herein und man darf dabei bestimmt gerne an Weezer denken, auch weil der Song sich bei aller Eingängigkeit ein bisschen Verschrobenheit bewahrt.
„Wir hatten nur eine einzige Bedingung: Wenn wir einen Song liebten und an ihn glaubten, dann haben wir ihn aufgenommen“, erklärt Thomas Calder die Entstehung dieser kunterbunten Platte. „Außerdem lieben wir Überraschungsmomente, darauf sind wir immer aus. Man will nicht nach den ersten zwei Zeilen schon wissen, wo ein Song enden wird.“ Den Beweis dafür liefern The Trouble With Templeton etwa mit Flowers In Bloom, das ganz großes Drama wird, oder dem nur eine gute Minute langen Climate, das fast nur aus Klavier und Drums besteht. Das Ergebnis ist experimentell, irgendwo zwischen Dresden Dolls und Zwölftonmusik.
Six Months In A Cast funktioniert ähnlich wie die Lieder der Kooks, mit kraftvoller Gitarre, viel Drive und toller Melodie, allerdings etwas erwachsener. Auch Glue hat ordentlich Schwung und eine unverkennbare Heiterkeit im Sound, obwohl Calder von einem Jungen erzählt, der immun gegen Liebe zu sein scheint.
Secret Pastures reflektiert nur mit Gesang und akustischer Gitarre über die Frage „What is love / to me?“ Ohnehin lässt die zweite Hälfte dieses Albums vermuten, dass der weitere Weg von The Trouble With Templeton eher in Richtung Gefrickel gehen wird als in Richtung Hymnen fürs Stadion, auch wenn sie hier andeuten, dass sie beides sehr gut können. I Recorded You ist ein klares Indiz dafür: Die Zeilen „I am a lie / I am a weirdo“ sind auch hier bei weitem nicht der einzige Grund, warum man erneut an Radiohead denken kann, obwohl die wahrscheinlich nie einen Song aus der Perspektive eines Stalkers schreiben würden. Soldiers passt ebenfalls in diese Reihe: Es geht nicht um Krieg, sondern um eine Kindheitserinnerung, auch wenn das Lied am Ende durchaus konfliktträchtig klingt.
Die Vielseitigkeit der Australier wird ganz am Ende von Rookie noch einmal in geradezu atemberaubender Weise offenbar: Der Album-Schlusspunk Lint beginnt introvertiert und akustisch, schon bald deutet eine expressionistische und mit viel Feedback ausgestattete E-Gitarre aber an, dass es dabei nicht bleiben wird. Ab dem Schlachtruf „Sebastian!“ kommt dann viel Wucht und Kraft dazu und der Schluss wäre tatsächlich für Pogo und Headbangen geeignet. Für so viel Abwechslung braucht man sonst vier Songs, vier Alben oder sogar vier Bands – The Trouble With Templeton packen alles in ein Lied.
Einen unheimlichen Haiptdarsteller hat auch das Video zu You Are New.
https://www.youtube.com/watch?v=QBruW1DCs38