Up In The Air

Film Up In The Air

Up In The Air Review Kritik
Ryan Bingham (George Clooney) und Natalie Keener (Anna Kendrick) feuern Leute bei anderen Firmen.
Produktionsland USA
Jahr 2009
Spielzeit 110 Minuten
Regie Jason Reitman
Hauptdarsteller George Clooney, Anna Kendrick, Vera Farmiga, Jason Bateman
Bewertung

Worum geht’s?

Wenn eine Firma einen Teil ihrer Mitarbeiter entlassen will, aber niemand dort genug Mumm hat, diese unpopuläre Entscheidung den Betroffenen auch ins Gesicht zu sagen, dann wird Ryan Bingham engagiert. Seine Firma ist auf solche Fälle spezialisiert und Ryan erledigt den Auftrag professionell, glatt und schnell, bevor er zum nächsten Job als seriöser und niemals selbst verantwortlicher Rausschmeißer gerufen wird. Entsprechend viel ist er unterwegs, und das genießt er: Statt sich ein Zuhause oder einen Freundeskreis aufzubauen, erfreut er sich an austauschbaren Hotelzimmern und der Anonymität von Abflugschaltern, wo ihm als Frequent Flyer allerlei VIP-Wohltaten zuteil werden. Sein persönliches Ziel ist es, in die oberste Liga der Vielflieger vorzustoßen und 10 Millionen Meilen in einem Jahr zurückzulegen. Mit Alex, die er – natürlich – auf Reisen kennen lernt, findet er eine Geistesverwandte. Sie treffen sich ab und zu, wenn sie beide zufällig gerade in derselben Stadt gelandet sind, für ein Date oder eine gemeinsame Nacht, gehen aber ansonsten getrennt ihrer Wege. Als Ryan die junge Kollegin Natalie zur Seite gestellt wird, geraten seine Routinen durcheinander: Erstens will sie, dass die Kündigungsgespräche künftig per Videochat durchgeführt werden, er würde also viel weniger kreuz und quer durchs Land reisen können. Zweitens hinterfragt sie, ob sein Lifestyle eines Business-Class-Nomaden wirklich das ist, was er sich vom Leben erhofft.

Das sagt shitesite:

Wie schon in Thank You For Smoking und Juno schafft es Regisseur Jason Reitman hier, einige aktuelle gesellschaftliche Themen mit einer fast glamourösen Ästhetik und einer sehr warmen Atmosphäre zu verbinden. Hochbezahlte, aber feige Manager, die kaum kontrollierte Macht von Beraterfirmen, private und berufliche Kommunikation, die auf allen möglichen Kanälen stattfindet, bloß nicht von Angesicht zu Angesicht – all das steckt in Up In The Air. Verbunden wird das zu einem Film, der sich (nicht nur wegen des vertrauten Charmes von George Clooney) schnell so wohlig anfühlt, dass man beinahe vergessen kann, wie originell die Idee für diese Geschichte ist, die auf der Romanvorlage von Walter Kirn beruht: Man muss es erst einmal schaffen, einen funktionierenden Kinofilm (der auch noch mit sechs Oscarnominierungen belohnt wird) zu machen über einen Mann, der einfach gerne in Flugzeugen sitzt.

Es ist kaum zu glauben, wie schnell und zielgerichtet Reitman über diese Ausgangssitaution hinaus und zum emotionalen Kern seines Films kommt. Die Empathie, die sich Ryan Bingham im Job verbieten muss, geht ihm auch sonst fast völlig ab, und er redet sich ein, das sei ein Gewinn für ihn. Er hat seinen Status als gern gesehener Gast in Hotels und Flugzeugen, und er hat eine Ungebundenheit wie wenige Menschen in seinem Alter. Was er ahnt, was ihm aber erst durch die Begegnung mit Natalie vor Augen geführt wird (die sowohl seine freiwillige soziale Isolation hinterfragt als auch sein heiß geliebtes Dasein als Vielflieger bedroht): Sonst hat er nichts. Selbst von seiner Familie wird er fast als Fremder betrachtet, bis er bei der Hochzeit seiner Schwester wieder einen Annäherungsversuch startet.

Die Geschichte, wie ein vermeintlich glücklicher Mensch sich erst seine Einsamkeit eingesteht und dann erkennt, was für wahres Glück nötig ist, erlebt man hier natürlich nicht zum ersten Mal auf der Kinoleinwand. Aber das Ergebnis ist im Falle von Up In The Air ebenso angenehm (am Ende sogar einen Tick zu versöhnlich) wie glaubwürdig und eindringlich. Vor allem gelingt das, weil die Analogien so treffend gewählt werden, die der Film glücklicherweise nicht explizit macht, die aber dennoch evident sind: Einchecken und Auschecken kann man im Hotel und im Flugzeug – aber nicht in einer Beziehung.

Bestes Zitat:

„Es strengt an, jemanden umzubringen.“

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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