Künstler | Vive La Void | |
Album | Vive La Void | |
Label | Sacred Bones | |
Erscheinungsjahr | 2018 | |
Bewertung |
Das Instrumental Matter steht am Beginn des ersten Soloalbums von Sanae Yamada, die im Hauptberuf Keyboarderin beim Moon Duo ist und hier als Vive La Void acht Stücke vorlegt, an denen sie zwei Jahre lang gearbeitet hat. Das Lied schwebt aus dem Äther heran, dann scheint die Musik immer mehr Mut zu fassen und die Melodie immer mehr Lust auf Extravaganz zu bekommen. Das ist ein Muster, das sich nicht nur innerhalb dieses Songs zeigt, sondern auch für das Album als Ganzes gilt.
Der Gesang in Red Rider ist vollkommen sphärisch, auch wenn der Beat durchaus Energie hat und die Orgel manches Psychedelik-Werk geschmückt hätte. Das folgende Death Money bekommt noch etwas mehr Punch, durch den Bass wird es auch ein wenig düster. Danach liegt in Smoke auf der Snare Drum mächtig Delay, der Bass wir stark verzerrt, die Stimme ist deutlich tiefer, in Summe sorgt das für eine Atmosphäre, die vertraut wirkt, zugleich aber unwirklich.
Das ist ein unbedingt gewollter Effekt, denn die wichtigsten Themen bei Vive La Void sind Erinnerung und Wahrnehmung – und die Tücken, die damit verbunden sind. „Überall, wo wir hingehen; jeder, mit dem wir interagieren; alles, was wir berühren: Wir hinterlassen unsichtbare Spuren und saugen zugleich die vorher dort schon hinterlassenen Spuren auf, diese Rückstände von Erinnerungen, die haften bleiben. Ich wollte, dass die Klangstrukturen auf dieser Platte dieses Phänomen erkunden, diesen Zustand des Daseins und zugleich Nichtdaseins“, sagt Sanae Yamada.
Blacktop passt ebenfalls bestens zu dieser Zielsetzung: Der Bass ist nervös, der Rest ist wie selbstvergessen. So sehr der Gesang auch in Devil eher nach einem Fabelwesen klingt als nach einem gewöhnlichen Sterblichen, so hat das doch – auch durch die Spielzeit von mehr als 8 Minuten – eine beträchtliche Kraft. „Die Stimme sollte etwas Geisterhaftes haben. Sie sollte aus dem Song heraustreten und sich dann wieder in ihm auflösen, oder wie das Wetter über ihn hinwegziehen“, erklärt Sanae Yamada ihre Herangehensweise. „Der Gesang ist nur eine von vielen verschiedenen Klangschichten, die so angeordnet sein sollen, dass der eine Hörer etwas Bestimmtes hört, ein anderer aber etwas ganz Anderes wahrnimmt. Es soll wirken, als verändere sich die Musik ständig, obwohl sie eigentlich gleich bleibt.“
Um das zu erreichen, setzt sie auf reichlich Effekte und eine hörbar erlesene Auswahl an (vor allem älteren) Synthesizersounds. Wie ein Instrument klingt, ist bei Vive La Void mindestens ebenso wichtig wie die Frage, welche Töne es spielt. Der Album-Schlusspunkt Atlantis zeigt noch einmal, was für faszinierende Ergebnisse sich damit erzielen lassen: Erst ertönt eine Kakophonie, dann eine hübsche Klaviermelodie, dann beides zusammen. Aber das Ergebnis ist – wie die Platte insgesamt – viel geheimnisvoller als dieses vermeintlich leicht zu durchschauende Rezept es vermuten ließe.