Künstler | Warmduscher | |
Album | Whale City | |
Label | The Leaf Label | |
Erscheinungsjahr | 2018 | |
Bewertung |
Ich weiß nicht, warum sich diese Band aus London nach dem schönen deutschen Schimpfwort „Warmduscher“ benannt hat. Eine Vermutung ist allerdings naheliegend: Die fünf Mitglieder dieser Gruppe, die zugleich bei Acts wie Fat White Family, Childhood, Insecure Men oder Paranoid London aktiv sind oder waren, haben einfach Spaß an lustigen Bezeichnungen. Ihre Künstlernamen lauten Clams Baker, Lightnin‘ Jack Everett, The Saulcano, Mr Salt Fingers Lovecraft und The Witherer.
Auf ihrem zweiten Album nach dem Debüt Khaki Tears 2015 ist diese Freude am Abseitigen auch in der Musik zu erkennen. Whale City bietet Soul und Surf, Glam und Garage und all das wird lustvoll malträtiert. Mark Beaumont schrieb im NME sehr treffend über Warmduscher, sie suchten sich irgendein Genre aus „and do everything in their wicked power to leave it a broken, quivering wreck by the time they’re finished with it“. Wie das gemeint ist, zeigt etwa Standing On The Corner, das Funk mit Lust auf (augenzwinkernde) Theatralik bietet. Der Titelsong Whale City dürfte Monster Magnet neidisch machen, Straight To The Top könnte man bis auf ein paar Passagen als Ballade begreifen. 1000 Whispers offenbart viel Leidenschaft und ist schließlich sogar nahe am Wahnsinn.
Die Fantasie des Quintetts erstreckt sich dabei auch auf das Konzept der Platte. „Whale City ist der Spielplatz für alle, die sich aus ihrer Komfortzone herausgetraut haben“, sagt Sänger Clams Barker über die Idee. In der fiktiven Stadt lassen sie schräge Protagonisten wie Pretty Lilly, Uncle Sleepover, Whale Jimmy, Disco Minny oder Ice Cream Keith aufeinander treffen. Dazu gehört auch Big Wilma, im zugehörigen Song ist die Gitarre plakativ, der Rhythmus sehr bestimmt. I Got Friends beeindruckt mit einem brachialen Bass, in The Sweet Smell Of Florida wirkt nicht nur der (hier ebenso wie auch in einigen anderen Tracks des Albums) bloß gesprochene Text fast frei improvisiert. In Summertine Tears singt Clams Baker plötzlich mit Kopfstimme, das Ergebnis klingt fast wie eine Bee-Gees-Parodie.
In anderen Passagen kann man etwa die Red Hot Chili Peppers, Beastie Boys oder auch die Beatsteaks als Referenzen anführen. In jedem Fall macht der Abstecher nach Whale City viel Spaß. Warmduscher beweisen hier großes Stilbewusstsein, aber auch das nötige Maß an Dreck, Spontaneität und Humor.