We Were Promised Jetpacks – „The More I Sleep The Less I Dream“

Künstler We Were Promised Jetpacks

The More I Sleep The Less I Dream We Were Promised Jetpacks Review Kritik
Vier Jahre Zeit haben sich We Were Promised Jetpacks für ihr viertes Album genommen.
Album The More I Sleep The Less I Dream
Label Big Scary Monsters
Erscheinungsjahr 2018
Bewertung

„I’m letting go of anger, to find what truly matters”, singt Adam Thompson, der Frontmann von We Were Promised Jetpacks, im ersten Lied dieser Platte. Impossible heißt das Stück, es holt weit aus, mit viel Dramatik und Herzblut wie bei den schottischen Landsleuten Glasvegas. Zugleich ist besagte Zeile vielleicht schon die beste Zusammenfassung von The More I Sleep The Less I Dream, dem vierten Album der Band aus Edinburgh. Denn das Quartett hat etwas hinter sich, das im Presseinfo zu diesem Album als „Erholungs- und Neufindungspause“ bezeichnet wird.

Das bedeutet: Nachdem sich der 2009 mit dem Debüt These Four Walls (inklusive des Hits Quiet Little Voices) losgetretene Trubel endgültig gelegt hatte, gingen die vier Jungs von We Were Promised Jetpacks (der zwischenzeitig hinzugekommene Stuart McGachan ist schon vor den Aufnahmen zu dieser Platte wieder ausgestiegen) nach Hause nach Schottland und stellten fest: Wir werden bald 30, und wir haben unser halbes Leben in dieser Band verbracht. Wir sollten herausfinden, wo wir noch hinwollen, wofür wir stehen. Vielleicht gehörte dazu nach In The Pit Of The Stomach (2011) und Unravelling (2014) auch das Eingeständnis: Mit dem Mega-Erfolg, meinetwegen in der Kategorie von Mumford & Sons oder Kings Of Leon, wird es nichts mehr werden, aber viel Lust auf Musik haben wir trotzdem noch.

Das Ergebnis ist eine Besinnung auf den Kern der Band, und nur oberflächlich betrachtet steckt darin ein Rückschritt. „No one knows me better than I know myself“, ist in der Single Hanging In noch so eine prototypische Zeile, passenderweise versucht Thompson hier noch weniger als sonst, seinen schottischen Akzent zu verbergen, und das Ergebnis ist atmosphärisch sehr gelungen und ganz bei sich wie die gesamte Platte, die gemeinsam mit Produzent Jonathan Low (The National) entstand. Sehr solide präsentiert The More I Sleep The Less I Dream eine sehr britische Ausprägung von Rock. Im straighten Someone Else’s Problem schreit die Stimme nach einer Geste, die mindestens Bono-Größe hat. When I Know More setzt auf einen federnden Rhythmus, der einen spannenden Kontrast zum leidenschaftlichen Gesang bildet. In Light hat etwas mehr Tempo, Komplexität und auch mehr Ecken und Kanten als der Durchschnitt des Albums.

Hits im Stile der Hymne vom Debütalbum wird man auch hier vergeblich suchen, Abwechslung gibt es aber durchaus. Für die Single Repeating Patterns setzt Thompson plötzlich auf eine Falsett-Stimme, die Band gibt dazu ihrem eigenen Sound noch einmal die Sporen und galoppiert ein wenig in Richtung Stoner Rock. Not Wanted wagt ein reduziertes Arrangement und betont so die Stärken von We Were Promised Jetpacks. Die Aggressivität der Zeilen „You should be in a hurry / to get out of my way“ in Make It Easier ist gebremst, ebenso ist die Verzweiflung gezähmt, die aus einer Zeile wie „I have no idea where to go from here“ spricht. Der Album-Abschluss The More I Sleep The Less I Dream klingt schließlich wie ein Theaterstück in Gitarrenform.

Man kann das sagenhaft altmodisch finden: Vier Jungs, die anno 2018 auf Gitarren, Gesang, Gefühl und fast nichts anderes setzen. „These are still, in essence, authentic rock songs that speak honestly of a band who truly love what they do“, hat Drowned In Sound diese sehr traditionelle Herangehensweise zusammengefasst. We Were Promised Jetpacks schaffen es allerdings, sich innerhalb dieses Ansatzes weiterzuentwickeln und zu reifen. Auch deshalb klingt The More I Sleep The Less I Dream nicht in erster Linie gestrig, sondern authentisch.

Eine teuflische Version der Muppets scheint das Video zu Repeating Patterns übernommen zu haben.

Website von We Were Promised Jetpacks.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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