Künstler | Wye Oak | |
Album | The Louder I Call, The Faster It Runs | |
Label | Merge Records | |
Erscheinungsjahr | 2018 | |
Bewertung |
Die Bandbreite auf The Louder I Call, The Faster It Runs, dem sechsten Album von Wye Oak, ist erstaunlich. Es gibt darauf Songs wie das stark elektronisch geprägte Symmetry oder das abstrakte und mit vielen Streichern angereicherte My Signal, die beide in jeweils unterschiedlicher Weise an Björk denken lassen. Es gibt Lieder wie Over And Over, die nach zwei Dritteln des Albums plötzlich einen sehr kraftvollen Folkrock-Sound à la Mumford & Sons bieten. Und kurz vor der Halbzeit der Platte einen Track wie It Was Not Natural mit einem Groove, den man der Band aus Baltimore zu diesem Zeitpunkt gar nicht zugetraut hätte.
Noch frappierender werden all diese Elemente, wenn man weiß, dass Wye Oak keineswegs ein riesiges Kollektiv sind, das mit vielen Musikern und vielen Einflüssen diverse Genres für sich erobert. Vielmehr stecken hinter der Band lediglich Jenn Wasner (Gesang, Gitarre) und Andy Stack (Drums, Keyboards). Sie haben alle zwölf Songs auf The Louder I Call, The Faster It Runs geschrieben und das Album auch gemeinsam produziert.
Das führt dazu, dass alles hier sehr rund und stimmig klingt, in keinem Moment wirkt The Louder I Call, The Faster It Runs wie ein Sampler mit Stücken verschiedener Künstler, stets bleibt dies unverkennbar Wye Oak. Die Entstehungsgeschichte der Platte erklärt aber zumindest zum Teil, wie die sehr unterschiedlichen Sounds zustande kommen konnten: Die beiden arbeiteten zunächst jeder für sich am Material, Jenn Wasner in Durham, North Carolina, Andy Stack hingegen in Marfa, Texas. Erst dann fand man wieder zusammen, um das Album zu komplettieren.
So stehen Momente mit sehr zurückhaltender Gitarre (Join) neben solchen, in denen alles nervös und fragil bleibt, gerade der Refrain aber trotzdem eine beeindruckende Kraft hat (The Instrument). Sehr dramatisch wird I Know It’s Real, aber nicht als Theater und Pose, sondern mit viel Gefühl. Im Titelsong muss man sich über die durch die Rufende ausgelöste Beschleunigung nicht wundern angesichts der bedrohlichen Stimme von Jenn Wasner.
Lifer glänzt mit einer sehr schönen Melodie, die Stärke des Songs erwächst zugleich aus seiner enormen Gelassenheit und das Gitarrensolo klingt, als ob es Wunden in den Song reißen wollte. Eine Gitarrenfigur, die auch zu den Smashing Pumpkins passen würde, hält Say Hello zusammen, bei You Of All People kann man mit Kate Bush noch einen weiteren Einfluss ausmachen, der das Werk zugleich gut zusammenfasst: meisterhaft, originell, magisch.