Künstler | Yukno | |
Album | Ich kenne kein Weekend | |
Label | Believe | |
Erscheinungsjahr | 2018 | |
Bewertung |
Was soll das denn heißen? Wie ist das gemeint? Soll das politisch sein? Diese Fragen stellen sich nicht nur beim Albumtitel des Debüts von Yukno, sondern auch sonst sehr häufig bei den Liedern des Duos aus der Steiermark. Die Texte auf Ich kenne kein Weekend sind ernst, überlegt, oft schwermütig und nicht selten auf gute Weise rätselhaft. Das ist eine der Stärken der Brüder Nikolaus und Georg Nöhrer, die alles an ihrer Musik gemeinsam machen.
Distanz ist ein gutes Beispiel dafür. Der Song thematisiert die Gefahr der Isolation inmitten der Vernetzung und zeigt, dass Yukno ein gutes Händchen für Slogans haben, die nicht megaschlau sind, aber auch nicht dumm, und dabei gar nicht so plakativ, wie Slogans es eigentlich sein müssten: „Uns verbindet nur Distanz / voll und ganz“, heißt es da. Unter anderem mit der Zeile „MTV ist tot und hat mich belogen“ erzählt Prinzip vom Erwachsenwerden, zu dem die Erkenntnis gehört: „Wir scheitern aus Prinzip / schön, dass es uns gibt.“ Der in Land besungene Ort könnte vielleicht ein Urlaubsidyll sein, vielleicht auch die Natur ingesamt. Das schockierend ehrliche „Wenn du wüsstest, wie oft ich an dich denke / ich würd‘ dir leid tun“ in Hund ist womöglich nicht unbedingt auf eine Person bezogen, sondern wohl eher auf ein Muster, eine Schwäche, einen Trieb.
Die zweite Stärke von Ich kenne kein Weekend ist der Kontrast zwischen diesen Texten und dem Sound der Österreicher. Ihre Songs sind tanzbar, kurzweilig, fluffig, einnehmend – zusammen mit den zu solchem Sound eher ungewöhnlichen Texten ergibt das einen spannenden und sehr eigenständigen Mix. Da wird ziemlich funky ein Gefühl von Entfremdung, Nichtmitkommen, Nichtdazugehören und Nichtdurchblicken geschildert (Sonne), es wird äußerst schick ein Bekenntnis zur Unvernunft und zu Vertrauen, das vielleicht voreilig ist, abgegeben (Allein) oder mit sehr schönen Bildern und eleganter Atmosphäre eine Perspektive der Verwunderung über die Welt eingenommen, auf die aber mit großer Gelassenheit reagiert wird (Mehr).
Räder entwickelt einen guten Drive, passend zum Thema von Rastlosigkeit, die nicht beklagt, sondern als identitätsstiftend erkannt wird. Tomorrowland spricht Ungerechtigkeiten, Absurditäten, Maßlosigkeit und Oberflächlichkeit unserer Zeit an, Vergehen stellt die Sehnsucht nach Liebe als Ausdruck des Absoluten, von Identifikation und Orientierung in den Mittelpunkt. Am besten zeigt vielleicht Blut, wie das Konzept von Yukno funktioniert: Der Song geht sofort in die Beine, ist sehr gut produziert, hat eine große Eingängigkeit, aber dank des Textes auch eine ordentliche Dosis Melancholie.
„Die Songs sind eine Absage an die Kompromissbereitschaft. Kein Abwägen, kein Absichern, kein 2017. Erfüllung in der Auslöschung – Katharsis durch Selbstzerstörung“, erklären Yukno. Das klingt ein bisschen hochtrabend, wird auf Ich kenne kein Weekend aber durchaus mit Substanz gefüllt. Den Satz, nach dem sie das Album benannt haben, erklären Nikolaus und Georg Nöhrer übrigens ausnahmsweise: Sie finden es dämlich, Spaß, Entspannung oder Glücksmomente nur am Wochenende zu erwarten, sich fünf Tage lang durch einen tristen Alltag zu schleppen in der Erwartung, sich dann am Samstag und Sonntag dafür entschädigen zu können. Spaß, Entspannung und Glücksmomente sollten jederzeit möglich sein – ihr Album sorgt zumindest für ein paar davon.
Das Video zu Blut ist ein Mini-Krimi.
Im Frühjahr sind Yukno auf Tour.
10.04.2018 Mainz, Schon Schön
11.04.2018 Köln, Yuca
12.04.2018 Hamburg, Uebel & Gefährlich
16.04.2018 Berlin, Musik & Frieden