Film | Zwei an einem Tag | |
Originaltitel | One Day | |
Produktionsland | USA, Großbritannien | |
Jahr | 2011 | |
Spielzeit | 107 Minuten | |
Regie | Lone Scherfig | |
Hauptdarsteller | Anne Hathaway, Jim Sturgess, Rafe Spall | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Während ihrer gemeinsamen Studienzeit in Edinburgh hatten Emma und Dexter nicht allzu viel miteinander zu tun. Am Tag der feuchtfröhlichen Abschlussfeier landen sie aber um ein Haar zusammen im Bett. Aus dem Beinahe-One-Night-Stand wird eine enge Freundschaft, obwohl sich die Wege der beiden schnell trennen: Emma versucht, in London als Autorin zu reüssieren, muss sich aber mit einem deprimierenden Job als Kellnerin in einem Imbiss über Wasser halten. Dexter reist als Playboy um die Welt und hat bald Erfolg als Moderator einer Fernsehshow. Stets am 15. Juli, dem Tag ihres Examens, kreuzen sich die Wege der beiden aber immer wieder, mal zufällig, mal bewusst. Sie leisten sich Beistand, heitern sich gegenseitig auf, fahren gemeinsam in den Urlaub. Beide ahnen schnell, dass zwischen ihnen mehr ist als nur eine besondere, platonische Verbindung. Sie sind eifersüchtig auf die Partner des jeweils anderen, zwischenzeitig entfremden sie sich, bemerken in dieser Phase aber nur um so deutlicher, wie wichtig diese Beziehung in ihrem Leben ist. Doch sie kommen über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren nicht zusammen, weil sie mit anderen Partnern zusammen sind, das Timing nicht passt, sie sich als Paar für einfach nicht miteinander kompatibel halten – oder letztlich nur, weil sie sich beide nicht eingestehen wollen, dass sie füreinander bestimmt sind?
Das sagt shitesite:
Es ist ungewöhnliche Idee, von der Zwei an einem Tag lebt: Wir erleben die beiden Hauptpersonen wie in Episoden, immer mit einem Jahr Abstand. Das Problem der Zeitsprünge zwischen diesen Momentaufnahmen löst Regisseurin Lone Scherfig gut, beispielsweise durch typische Songs aus den jeweiligen Jahren. Ebenso vermisst man, wie schon in der Romanvorlage von David Nicholls, der hier auch das Drehbuch schrieb, kaum die nicht erzählten Ereignisse in den 364 Tagen dazwischen. Nicht zuletzt wissen wir nicht erst seit Harry & Sally, wie lohnend es sein kann, die Nuancen zwischen inniger Freundschaft und wahrer Liebe, zwischen tiefer Vertrautheit und romantischen Gefühlen auszuloten. Dieser Ansatz hätte aus diesem Film eine sehr originelle RomCom machen können, doch letztlich bringt die formale Beschränkung mehr Defizite als Pluspunkte mit sich.
Vor allem muss durch dieses Format noch stärker komprimiert werden als es im Kino ohnehin schon üblich ist. Das ist zunächst noch kein Nachteil: Die sehr starken Dialoge voller schwarzhumoriger Spitzen sind vor allem im ersten Drittel so dicht gestreut, dass man den Film sicherheitshalber bei halber Geschwindigkeit laufen lassen sollte, um keinen Gag zu verpassen. Bald wirken die Gespräche zwischen Emma und Dexter dadurch aber zu geschliffen, und dadurch wenig authentisch. Auch die Chemie zwischen den beiden für sich genommen überzeugenden Hauptdarstellern ist nicht ideal. Und die Entwicklung hin zum früh absehbaren Ergebnis muss dann eben im Schweinsgalopp erzählt werden: Sie kommt aus einfachen Verhältnissen, ist schüchtern und will sich brav nach oben arbeiten, er ist ein Draufgänger aus einer wohlhabenden Familie, der eigentlich von Anfang an kein Ziel im Leben hat. Dass Emma sich und ihre Rolle in der Welt dann mehr und mehr findet (aber ohne Dexter niemals sorglos glücklich sein kann), während er abstürzt (und sich am liebsten von ihr retten lassen will), sind zwar objekiv beträchtliche Veränderungen. Trotzdem hat man in Zwei an einem Tag nie den Eindruck, wirklich zwei Menschen über ihr gesamtes erwachsenes Leben begleitet zu haben.
Die Botschaft ist dabei auch nicht allzu innovativ: Genieße die Zeit, die du hast! Ergreife die Chance, wenn sie sich bietet! Sei dankbar für das Glück, es kann so schnell vorbei sein! Dazu kommt der in diesem zutiefst konservativen Genre nun einmal unvermeidbare Hinweis, dass es kein erfülltes Leben ohne eine feste und dabei doch möglichst stürmische Liebesbeziehung geben kann: Dexter definiert sein Glück quasi ausschließlich über seinen Erfolg bei Frauen, Emma ist für ihren Seelenfrieden vor allem auf seine Anerkennung und Nähe angewiesen. Um die formale Idee der auf ein Datum beschränkten Handlung mit diesem Hintergrund zu vereinen, gibt es eine Parade aus Rom-Com-Stereotypen. Man könnte beinahe ein Pärchenszenen-Bingo veranstalten mit dem Spaziergang über die Sommerwiese, der Fahrt im Cabrio, dem gemeinsamen Nachtbaden oder dem Drink auf einer Dachterrasse bei der Hochzeit gemeinsamer Freunde.
Letztlich bleibt festzuhalten: Das, was an Zwei an einem Tag gut ist, verdankt der Film der Romanvorlage. Der Versuch, diese auf die Leinwand zu bringen, resultiert in ein paar handwerklichen Qualitäten, vor allem aber in noch mehr Klischees. Statt eine spritzige, romantische und bewegende Tragikomödie zu werden, ist der Film viel zu schematisch, künstlich und letztlich unglaubwürdig.
Bestes Zitat:
„Was auch immer morgen passiert: Wir hatten diesen Tag.“